Sie fressen alles auf«
Die Kritik zum Film
Dustin Hoffman und Lily Tomlin schleichen als existenzielle Detektive durch Ihren Film. Fühlen Sie sich als Regisseur ebenfalls in der Rolle des existenziellen Detektivs?
Ja, als Filmemacher muss man den Geist der Menschen, ihre Art zu leben und die Realität, die sie umgibt, untersuchen. Das ist das beste an meinem Job.
Die Hauptfigur, der kriselnde Umweltaktivist Albert Markovski, wirkt wie ein Alter Ego des Regisseurs...
In meinen Zwanzigern war ich in verschiedenen politischen Gruppen aktiv. In Nicaragua habe ich nach der Revolution bei der Alphabetisierung geholfen. In Neuengland haben wir Giftmüll beseitigt und versucht die Verhältnisse der Wohnsituation von einkommensschwachen Familien zu verbessern. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man auf einem Parkplatz Flugblätter verteilt und einem die Leute ins Gesicht spucken. Deshalb habe ich Albert zu einem leidenschaftlichen Politaktivisten gemacht, der die Welt, aber auch sich selbst hinterfragt.
Politisches Engagement und Selbstfindung wird oft als Gegensatz empfunden.
Viele behaupten, Selbstfindung sei eine egoistische Angelegenheit. Aber die Zen-Philosophie sagt: Der einzige Weg, die Welt zu verändern, ist sich selbst zu verändern. Die eigene Realität zu gestalten ist eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen sollte.
Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist in der Literatur und im Kino normalerweise eine todernste Angelegenheit. Warum haben sie sich für eine Komödie entschieden?
Das kam so aus mir raus. Ich mag Komödien. Wenn ich etwas lustig finde, dann ist mein Geist am offensten. Lachen macht uns empfänglich für Dinge, die wir normalerweise nicht an uns heranlassen wollen.
Alles in unserem Universum ist miteinander verbunden, sagt Dustin Hoffman zu Beginn des Films. Fühlen Sie sich auch mit anderen Filmemachern Ihrer Generation verbunden?
Ich bin mit Spike Jonze, dem Regisseur von Being John Malkovich gut befreundet, und ich bin mir sicher, dass mich diese Freundschaft auch als Regisseur beeinflusst hat. Aber ich fühle auch eine gewisse Blutsverwandtschaft zu anderen Filmemachern: P.T. Andersons Punch Drunk Love, Alexander Paynes Election und Wes Andersons Rushmore.
I Heart Huckabees ist auch ein Film über den Sinn und Unsinn von Polarisierungen...
Es gibt die beiden Ansichten, die im Film miteinander konkurrieren. Die Optimisten, die behaupten, dass alles miteinander verbunden ist, und die Nihilisten, die denken, dass die Welt keinen Sinn ergibt.
Betrachtet man Filme wie »Supersize Me«, »Reine Chefsache«, »I Heart Huckabees« , ja sogar Familienfilme wie »Robots«, dann scheinen die Großkonzerne zur Zeit das Feindbild Nr.1 zu sein. Wird Hollywood doch noch zur antikapitalistischen Kaderschmiede?
Ich gebe zu, dass ich in meinem Film ein wenig antikapitalistische Propaganda betreibe. Der Kapitalismus war cool, solange er sich am Sozialismus messen musste. Heute haben die globalen Konzerne einen unerbittlichen Hunger entwickelt. Sie versuchen sich immer den Anschein zu geben, dass sie sich um Natur und Umwelt sorgen. Aber das ist eine Illusion. Sie fressen sie einfach auf.
Interview: Martin Schwickert