MARIANNE FAITHFUL ÜBER »IRINA PALM«

Loslassen

Über die Schmuddelwelt der Sexclubs


Die Kritik zum Film

Mrs. Faithful, haben Sie sich während der Rollen-Vorbereitung in einschlägigen Clubs in Soho einmal umgesehen?
Nein, und ich glaube, das wäre für die Entwicklung meiner Figur auch nicht von Nutzen gewesen. Ich war vorher noch nie in einem Sexclub. Ich habe auch noch nie in meinem Leben einen pornografischen Film gesehen. Das ist einfach nicht meine Welt. Und genau das habe ich mit Maggie gemeinsam. Als ich das erste Mal das Set betreten habe, war ich, genau wie Maggie, zum ersten Mal in dieser Welt. Und ich war sehr erstaunt.
Das Milieu war Ihnen vollkommen fremd?
Ein paar Freundinnen, die ich aus meiner Zeit in der Drogenszene kannte, waren Prostituierte. Aber über ihre Arbeit haben wir nie geredet. Ich war nicht neugierig und sie fanden es gut, dass ich aus einer anderen Welt kam
»Irina Palm« erzählt vor der Kulisse des käuflichen Sex eine zarte Liebesgeschichte. Glauben Sie, dass der Film das Milieu sentimentalisiert?
Ganz und gar nicht. Der Film zeigt, wie es wirklich ist. Aber egal wie die Umgebung ist. Die Menschen bauen Beziehungen zueinander auf. Gute und schlechte.
In den wilden Sechzigern waren Sie ein Sexsymbol, auch heute gelten Sie als Musik-Ikone. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, in die Rolle einer unscheinbaren Hausfrau zu schlüpfen?
Ich habe mich selbst nie als Sexsymbol angesehen. Aber als Frau war es für mich nicht einfach, meine Eitelkeit abzulegen. Es wäre ein großer Fehler gewesen, wenn Maggie blond oder irgendwie sexy ausgesehen hätte. Ich musste da einfach loslassen.

Martin Schwickert