ISABEL COIXET ÜBER »ELEGY«

= Ohne Schuld

Regisseurin Isabel Coixet über Männer und Frauen und »Elegy«


Die Kritik zum Film

Was macht für Sie die Qualität von Philip-Roth-Romanen aus?

Ich mag seinen trockenen Erzählstil und dass er ganz ohne Selbstmitleid mit sich und seinen Figuren ins Gericht geht. Er ist der einzige amerikanische Autor seiner Generation, der sich nicht entschuldigt, sexuelle Bedürfnisse zu haben. Die amerikanische Kultur ist sehr stark vom Puritanismus geprägt. Sie empfinden immer eine gewisse Schuld gegenüber ihrer eigenen Sexualität. Auch in Roths Romanen gibt es immer wieder schuldhafte Verstrickungen, aber die haben nie etwas mit Sex zu tun.

Wie übersetzt man diesen Erzählstil in eine Filmsprache?

Ich habe versucht nicht zu sentimental zu werden, auch in der Szene, in der Consuela zu ihm kommt und sagt, dass sie Krebs hat. Wir haben wenig Musik verwendet und versucht, alle selbstmitleidige Posen zu vermeiden. Man muss wissen: Dies ist eine reale Geschichte. Philip Roth ist der Universitätsprofessor und auch Consuela hat es wirklich gegeben.

Was hat Sie an dieser Liebesgeschichte interessiert?

Vor zehn Jahren hätte ich es abgelehnt, so eine Geschichte zu erzählen. Aber jetzt bin ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich das Verhalten anderer Menschen, vor allem auch der Männer, verstehen will.

Ich habe gelernt, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und dass das nichts Schlechtes ist. Jetzt sehe ich oft diese sechzigjährigen Männer, die sich wie Kinder benehmen, und sehr junge Frauen, die sehr viel reifer sind als ich. Alter ist nur ein Faktor, und nicht der wichtigste, um eine Beziehung zu definieren.

Interview: Martin Schwickert