JAMIE BELL ÜBER »HALLAM FOE«

»ENDLOSE ERFAHRUNG«

Jamie Bell war 14, als er in der Rolle des jungen Balletttänzers in »Billy Elliot« zum Star wurde. Nach "Dear Wendy", Peter Jacksons "King Kong" und Clint Eastwoods "Flags of Our Fathers" spielt er jetzt in »Hallam Foe« einen verstörten Spanner.


Die Kritik zum Film

Wie wurde Hallam zu einem Spanner?
Er war bestimmt schon immer ein neugieriger Junge. Aber ich denke, bis zu einem gewissen Grad ist es normal, dass man Leute beobachtet, um ihr Verhalten zu analysieren. Durch den Tod der Mutter wurde diese Neugierde dann allerdings zur voyeuristischen Obsession. Hallam hat niemanden, mit dem er reden kann, und je größer sein Isolation wird, desto stärker wird auch seine Obsession.
Ist Voyeurismus eine typische Obsession für männliche Jugendliche?
Da bin ich mir nicht sicher. Mich persönlich hat es nie interessiert. Aber wenn man sich die Mainstream-Kultur anschaut, scheint unsere Gesellschaft vom Voyeurismus besessen. Denken Sie nur an "Big Brother". Man stellt Kameras in einem Haus auf und beobachtet die Leute. In Vorbereitung auf die Rolle habe ich gemerkt, wie sehr es einen verändert, wenn man Leute beobachtet, ohne dass sie es merken. Es ist aufregend und gefährlich und vermittelt einem die Angst, dass andere Leute einen genauso beobachten. Und plötzlich zieht man abends die Vorhänge zu.
Im Grunde ist Hallam ein Jugendlicher, der das Nest nicht verlassen will. Das ist genau das Gegenteil Ihres Werdegangs....
Das stimmt. Da wo ich aufgewachsen bin, konnte ich es nicht erwarten abzuhauen. Ich bin vor allem durch das Tanzen in eine andere Welt gekommen.
Sie haben mit Thomas Vinterberg, Peter Jackson, Clint Eastwood und nun David Mackenzie gearbeitet. Wie wichtig ist die Wahl des Regisseurs für Sie?
Wichtig, aber das Drehbuch ist wichtiger. Der beste Regisseur kann aus einem lausigen Drehbuch nichts Gutes machen.
Eine Vorliebe für unkonventionelle Projekte ist durchaus zu erkennenWas mögen und was hassen Sie am Schauspielerberuf?
Was ich toll finde ist, dass Schauspielen eine endlose Erfahrung ist. Es gibt immer unendlich viele Möglichkeiten, wie man an eine Rolle herangehen kann. Das ist faszinierend und gleichzeitig auch ein bisschen beängstigend. Schauspielen ist eine Kunst, die sich permanent verändert. Wenn heute einer wie Marlon Brando reinkäme, würde man ihn auslachen. Was ich an dem Beruf hasse? Keine Ahnung.

Interview: Martin Schwickert