SHREK 2


Dick & grün

Eine ziemlich nahtlose Fortsetzung

Der grüne Waldschrat Shrek brachte vor drei Jahren (mit Shrek) frischen Wind in die amerikanische Kinderfilmstube. Gemeinsam mit Pixar-Filmen wie Toy Story verhalf die Produktion aus Spielbergs Dreamworks-Studio nicht nur dem 3D-Animationsfilm zum Durchbruch, sondern startete auch einen Generalangriff gegen den Kinderkitsch, den Disney jahrzehntelang mit seiner gigantischen Merchandising-Maschinerie auf den Weltmarkt pumpte. Schon im Vorspann wischte sich der dicke Oger mit der Märchenbuchseite, die der schönen Prinzessin ein Happy End garantierte, den Hintern ab. Und dass sich am Ende die schöne Prinzessin durch einen Kuss in eine dicke, lebenslustige Ogerin verwandelte - das war der Sieg über amerikanische Schönheitsideale.
Nun also Shrek 2: In großen Hollywood-Lettern prangt der Namen des Königreiches "Far Far Away" über der Stadt. Nach den Flitterwochen im heimischen Sumpf soll Shrek bei den Schwiegereltern zu Hofe seine Aufwartung machen. Der rote Teppich ist ausgerollt, Fanfaren erklingen, Tauben flattern. Aber als das verliebte Oger-Paar aus der Kutsche steigt, gefriert das königliche Lächeln, bleibt den Trompetern die Luft weg, knallt eine Taube gegen den Schlossturm und klatscht leblos zu Boden. So grün und dick hat man sich die Erbfolge nicht vorgestellt. Der König versucht im Verbund mit der machtgierigen "Guten Fee" der Geschichte doch noch ein anständiges Dornröschen-Ende zu verpassen. Mittels eines Zaubertrankes soll Fiona dem eitlen Prinz Charming verfallen, während der hässliche Oger-Gatte von einem Profikiller entsorgt werden soll. Der Hitman ist kein geringerer als der Gestiefelte Kater. Die gelungene Zorro-Karikatur ist im Original mit der Stimme von Antonio Banderas versehen und wurde in der deutschen Fassung von Benno Fühmann hinreißend synchronisiert. Auch der Kater, der die Gegner mit einem Augenaufschlag und sentimental geweiteten Pupillen unschädlich macht, wird schnell zu Shreks Verbündeten im Kampf um das richtige Happy End.
Den Kinderfilmplot haben die Macher mit einer Unzahl von ironischen Selbstreferenzen verknotet. Die Hochzeitsfeier wird als Oscar-Nacht in Szene gesetzt, bei der Märchenstars wie Aschenputtel und Schneewittchen eitel auf dem roten Teppich posieren. Spiderman, Herr der Ringe und Drei Engel für Charlie werden durch den Kakao gezogen, und nebenan leuchtet die Neonschrift vom "Farbucks"-Cafe.
Shrek 2 ist randvoll gepackt mit ironischen Anspielungen auf die Mediengesellschaft, trotzdem geht die Story nicht im Zitatenwald unter. Als Kinderfilm ist Shrek 2 vollkommen funktionstüchtig samt sympathischer Message und herzhaft albernem Humor. Kann sein, dass Groß und Klein an unterschiedlichen Stellen lachen. Aber der Film hat genug Drive, um die Humorgrenzen zwischen den Zuschauergenerationen wieder zu verwischen.

Martin Schwickert
USA 2004 R: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon B: Joe Stillman, J. David Stern, David N. Weiss