THE GRUDGE - DER FLUCH
Böses Haus US-Remake einer japanischen Horror-Serie
Das Interview zum Film
Hollywood-Remakes von erfolgreichen Filmen aus nicht-englischsprachigen Landen sind ja nun wirklich nichts Neues; nach Rohrkrepierern wie Ole Bornedals Nachtschicht oder George Sluizers Spurlos meidet man es aber tunlichst, den Regisseur des Originals auch gleich für die US-Adaption zu verpflichten.
Die Produzenten von The Grudge waren scheinbar anderer Meinung, schließlich durfte Regisseur Takashi Shimizu sich auch an der englischsprachigen Version versuchen. Dreh- und Angelpunkt des Films ist, wie auch in Shimizus fünfteiliger japanischer Filmserie, ein altes Haus in Tokio, auf dem ein alter Fluch zu lasten scheint. Wer es betritt, wird irgendwann einmal von ihm umgebracht; meist im Haus selbst, aber gelegentlich auch ganz woanders. Da es kein Entrinnen gibt, beschränkt sich der Film hauptsächlich darauf, einer jungen Studentin (Gellar) zu folgen, die versucht, aus den vergangenen Untaten der unangenehmen Immobilie einen Sinn zu machen.
Sarah Michelle Gellar hält sich wacker in einem Film, der zwischen zwei kulturellen Stühlen zu sitzen scheint. Hauptsächlich mit Amerikanern besetzt, die es laut Drehbuch irgendwann nach Tokio verschlagen hat, sieht der neue Grudge so aus wie eine Horrorversion von Lost in Translation; auch die strategisch positionierten Mini-Schocks, wie ins Bild springende Katzen oder Wasserleichen in der Badewanne, mit denen der Zuschauer in der Vertikalen gehalten werden soll, gelten eher als Hollywood-Klischees. Die fragmentierte Erzählstruktur des Films wiederum hat klar asiatische Ursprünge, und die kaum vorhandene filmische Logik erinnert unsanft daran, dass Hollywoods Maschinerie gelegentlich mal etwas richtig macht.
The Grudge wird Fans des asiatischen Horrorfilms mit Sicherheit bedienen, Kinogänger mit einem weniger eklektischen Geschmack dürfte diese Art der kulturellen Brücke jedoch höchstens verunsichern und mit Sicherheit langweilen. Handwerkliche Genauigkeit, ein solider Umgang mit verschiedenen Handlungsfäden und ein befriedigendes Ende - genau die Elemente, die eine Amerikanisierung zwangsläufig mit sich bringt - fehlen hier und werden schmerzlich vermisst.
Karsten Kastelan
USA 2004. R: Takashi Shimizu. D:Sarah Michelle Gellar, Jason Behr, Clea DuVall, William Mapother, KaDee Strickland, Bill Pullman
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