PAYBACK Killer & Huren
Ein Thriller mit schlichtem Weltbild Die Geschichte von Payback muß man sich als gerade schwarze Linie vorstellen. Am einen Ende steht ein Kerl namens Porter alias Mel Gibson. Am anderen Ende der Linie befinden sich 70.000 Dollar, zu denen sich der Held im Laufe der folgenden 109 Kinominuten mit allen Mitteln durchschlägt. Die Geschichte macht keinerlei Schlenker, birgt weder Wendungen, noch Überraschungen in sich. Die Attraktion ist allein die Brutalität, mit der sich ein Mann hier seinen Weg bahnt: herausgerissene Nasenringe, Faustschläge in alle Körperregionen, Kopfschüsse aus kurzer Distanz und einige listig herbeigeführte Detonationen gehören zum normalen Umgangston des Protagonisten. Porter ist reingelegt worden und das hat er gar nicht gern. Nach einem Überfall auf Kuriere der chinesischen Mafia hat sein Komplize Van (Gregg Henry) ihn um den Anteil gebracht. Porters Frau Lynn (Deborah Kara Unger - leider nur ein kurzer Auftritt) assistierte bei dem Betrug, indem sie ihrem Ehemann diverse Kugeln in den Rücken schoß. Alle denken Porter sei tot, aber der ist ein zäher Kerl. Nach kurzer Rekonvaleszenzzeit kommt er wieder auf die Beine und hat nur eins im Sinn: RACHE. Porters Frau Lynn darf sich als Drogenabhängige mit einem goldenen Schuß noch selbst das Leben nehmen, die anderen Beteiligten werden weniger rücksichtsvoll behandelt. Zur Seite steht dem Mann ohne Vornamen nur seine Ex-Geliebte, die Edel-Prostituierte Rosie (Maria Bello). Zu ihr kehrt der Held immer wieder zwecks Wundversorgung zurück, bevor er erneut hinaus in den Kampf zieht. Mag sein, daß es ein guter Einfall ist, einen Schönling wie Mel Gibson endlich einmal einen richtig bösen Buben spielen zu lassen, aber die Penetranz, mit der hier die Bad-Boy-Story herbeiinszeniert wurde, geht einem schon ziemlich bald auf die Nerven. Das Universum von Payback ist einfach strukturiert: alle Männer sind Killer, alle Frauen Huren und alle Polizisten korrupt. Regisseur und Drehbuchautor Helgeland läßt die rudimentären Chartakterschablonen des Genres lieblos gegeneinander antreten und versucht daraus krampfhaft Schwarzhumoriges zu gewinnen. Dort, wo diese Art von Komik nicht funktioniert (die Quote liegt um die 90%), bleibt allerdings nur noch gewalttätiger Sarkasmus übrig. Wie so manch einer ist auch Helgeland kein Tarantino. Da helfen die ästhetisch hochstilisierten Bilder des Kameramannes Ericson Core auch nicht viel.
Martin Schwickert
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