MARTIN SCORSESE ÜBER »SHINE A LIGHT« Ruhe im Lift Martin Scorsese über »Shine a Light« und warum er sich bei Musikfilmen erholen kann Die Kritik zum Film
Warum haben Sie sich dazu entschieden, die "Rolling Stones" in einem Konzertfilm vorzustellen? Ich habe mit Mick Jagger an einem anderen Projekt im Laufe der letzten acht Jahre zusammengearbeitet und dadurch die "Stones" oft live gesehen. Allerdings immer nur in diesen gigantischen Sportarenas. Das waren sehr beeindruckende Shows, aber ich konnte sie da vorne auf der Bühne gar nicht erkennen. Das waren fingerhutgroße Figuren. Deshalb wollte ich die "Stones" unbedingt in einem kleinen Konzertsaal filmen und sie auf der Bühne wieder enger zusammen zu bringen. Ich wollte vor allem für das jüngere Publikum die Kraft ihre Performance festhalten. Dabei sehen die historischen Ausschnitte, die sie dazwischen schneiden, durchaus vielversprechend aus. Mein Cutter hat 400 Stunden Material gesichtet und mir dann insgesamt 40 Stunden Ausschnitte gezeigt. Daraus hätte man eine tolle Dokumentation machen können. Aber das wäre ein anderer Film, und in dieser Richtung gibt es auch schon genug über die "Stones". Haben Sie als Regisseur Einfluss auf den Konzertablauf genommen? Ich wollte die Musiker zu nichts drängen. Es ging mir ja gerade darum, ihrer Stimmung zu folgen und ihr Zusammenspiel zeigen. Die "Stones" wechseln ihre Setliste bei jedem Konzert. Sie wissen oft eine halbe Stunde vor dem Konzert noch nicht, was sie spielen werden. Neben einem Mehrteiler über die Geschichte des Blues und eine Dokumentation über Bob Dylan und nach "Shine a Light" werden nun Filme über George Harrison und Bob Marley folgen. Woher kommt ihre Vorliebe für Musikdokus? Das ist keine Vorliebe. Das ist eine ausgewachsene Sucht. Ich weiß selbst schon nicht mehr, was ich dagegen tun soll. Der Dylan-Film nahm viel Zeit in Anspruch, hat mich aber sehr glücklich gemacht. In der Zeit habe ich Gangs of New York geschnitten, Aviator gedreht, und während wir mit Departed anfingen, habe ich den Dylan-Film beendet. Aber die Arbeit an Musik-Dokumentationen ist für mich einfach die beste Form der Regeneration. Worum wird es bei den Projekten über George Harrison und Bob Marley gehen? Bei Harrison interessiert mich vor allem seine Suche nach innerem Frieden, auf die er sich nach der Auflösung der "Beatles" begeben hat. Das Bob-Marley-Projekt steckt erst in den Anfängen. . Bei der Oscar-Verleihung im letzten Jahr, haben Sie erzählt, dass sie im Aufzug immer wieder darauf angesprochen wurden, warum sie immer noch keinen Oscar bekommen haben. Haben Sie nun Ihre Ruhe im Lift? Nein, jetzt klopfen die Leute mir auf die Schulter und sagen: "Schön dass Sie ihn endlich gewonnen haben". Interview: Martin Schwickert
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