PAARE IM SPIEGEL
Interview zu seinem Film 5x2
Ihr Film beginnt mit dem Ende einer Liebe. Ist das nicht ein sehr pessimistischer Blick auf die Liebe?
Nein, überhaupt nicht. Der Film hört mit dem Anfang der Liebe auf, mit der Schönheit und der Hoffnung, die in diesem Moment steckt. Es gibt immer einen Anfang und ein Ende. Das ist nicht pessimistisch, sondern klarsichtig. Das wichtigste ist, dass man trotzdem an den Anfang glaubt.
Trotzdem scheint die Scheidungssequenz alles zu überschatten ...
Das ist Ihre Interpretation. Das kann ich gut verstehen. Aber ich denke, alles hat ein Ende und es ist gut, sich das vor Augen zu führen, weil man dann die schönen Momente einer Beziehung besser genießen kann.
In Ihren bisherigen Filmen haben Sie klassische Paarbeziehungen eher gemieden ...
In der Fassbinder-Adaption Tropfen auf heiße Steine habe ich eine solche Beziehung schon einmal behandelt. Das war zwar ein schwules Paar, aber es ging um die universellen Probleme einer Paarbeziehung. Nur der Kontext war ein anderer. Dort ging es um einen Jugendlichen, der eine bestimmte Art der Liebe entdeckt. In Fünf mal Zwei wollte ich nun auf meine eigene Generation schauen. Ich wollte mir ansehen, wie Leute, die um die 30 sind, mit der Liebe umgehen.
Welche Bedeutung haben Ihre persönlichen Erfahrungen für Ihre Filmarbeit?
Ich war nie verheiratet oder geschieden. Aber ich habe viele Trennungen erlebt. Meine eigene Erfahrung treibt meine Filmarbeit an. In Swimming Pool spielt Charlotte Rampling eine Schriftstellerin, die aus ihrer Umgebung Dinge mit in ihre Arbeit aufnimmt. Das tue ich auch gern.
In einer Szene, in der Gilles Bruder mit seinem Liebhaber das Paar besucht, stellen Sie das bürgerliche Heteropaar dem eher libertären Homopaar gegenüber.
Es ging weniger darum, ein homo- und ein heterosexuelles Paar einander gegenüber zu stellen, sondern verschiedene Lebensstile miteinander zu konfrontieren. Das klassische Paar idyllisiert vielleicht das schwule Paar, obwohl die auch ihre eigenen Probleme haben.
Die Durchlässigkeit zwischen Homo- und Heterosexualität ist in all Ihren Filmen ein wichtiges Element ...
Ich mache keine Unterschiede zwischen schwul und hetero. Ich rede nur von Liebe und Paaren. Fassbinder sagte, dass Homosexuelle nur versuchen, das heterosexuelle Modell zu reproduzieren, was man heute ja auch an der Homo-Ehe sieht.
Gilles ist am Anfang der Beziehung ein sehr selbstbewusster Mann und am Ende äußerst derangiert. Marion hingegen scheint gestärkt aus der Krise zu gehen ...
Frauen haben heute in vielen Lebensbereichen Qualitäten entwickelt, gerade weil sie in der Lage sind aus einer Krise zu lernen. Gilles verinnerlicht die Dinge mehr und kann nicht weiter gehen, während Marion in der Lage ist, ein neues Kapitel aufzublättern.
Glauben Sie Gille und Marion wären in der Lage, so auf ihre Beziehung zurückzublicken, wie sie es mit diesem Film tun?
Marion hätte eine gute Chance, die Beziehung so zu sehen, wie der Film sie zeigt. Ich fühle mich ihrer Position am nächsten. Das Problem mit Gilles ist, dass er immer wieder das gleiche Muster wiederholt. Er ist in seinem Wiederholungszwang gefangen.
Würden Sie sagen, dass 5X2 ein Film über die Vergänglichkeit ist?
Man kann in dem Moment, in dem etwas geschieht, nie wissen, welche Bedeutung es später haben wird. Wenn Gilles in der Hochzeitsnacht betrunken einschläft, macht das Marion in diesem Moment gar nichts aus. Aber in zehn Jahren erzählt sie vielleicht: Stell dir vor, er ist in meiner Hochzeitsnacht eingeschlafen! Wir sehen hier ein Paar, dem es an der Oberfläche sehr gut geht, aber man sieht schon die Risse darunter.
Interview: Martin Schwickert