Nora Tschirner

Selber machen
Über MTV, Klingeltöne, Schauspielkunst und den Film »Kebab Connection

Die Kritik zum Film


Was gefiel Dir an Deiner Rolle?
Dass ich im Film diese ganzen Sachen spielen darf - schwanger sein, das Kind auch im Film kriegen, heiraten - die ich sonst noch nie gespielt habe, außerdem die Zusammenarbeit mit Denis Moschitto.
Ich dachte immer, die meisten Schauspielerinnen denken bei schwanger immer nur daran, dass sie die ganze Zeit mit einem dicken Bauch rumlaufen müssen?
Für mich wars eher noch die Herausforderung der Entbindungsszene, auch wenn das nicht ganz konkret gezeigt wird. Sich mit so einem Bauch zu bewegen, ist natürlich auch spannend. Ich hab so etwas einfach noch nicht gemacht. Wenn man jemand mit einem Bein spielen soll, denkt man auch nicht gleich: Juchu! Das wird gemütlich!, aber es ist natürlich auch spannend. Wobei ich nicht sagen will, dass nur ein Bein haben und Schwanger sein das Gleiche ist.
Dein Charakter Titzi ist eine angehende Schauspielerin, die ständig Monologe übt. Wie spielt man Talent in Rohform?
Eine werdende Schauspielerin darzustellen hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Die Produzenten haben das, glaube ich, nicht so eng gesehen, aber gerade weil meine Mitbewohnerin im Film auch Schauspielerin ist, musste ich besser sein als sie, aber auch nicht zu gut. Ich habe mich dann coachen lassen.
Steckt man dich oft noch in die Schublade Moderatorin, wenn Du für eine Rolle vorsprichst?
Da ich ja nicht Günther Jauch bin, wie man wahrscheinlich merkt, bin ich bei vielen Leuten überhaupt nicht so präsent als Moderatorin. Die meisten wissen zwar von meiner Arbeit bei MTV, weil es überall steht, aber sie kennen mich nicht daher, und das ist ein entscheidender Unterschied. Eigentlich wurde bisher immer die Schublade aufgemacht, die ich gerade brauchte. Es ist nicht so, dass es mich stört oder dass ich als Schauspielerin grundsätzlich nicht ernst genommen werde. Ich bin ja auch gern MTV-Moderatorin.
Wie viel Klingeltonwerbung hat man in vier Jahren MTV gehört?
Gar nicht so viele, wie man sich denken würde, die gibt es ja noch keine vier Jahre. Wir drehen ja auch alle die Köpfe weg, wenn wir das hören. Ich suche ja schon seit Monaten nach einer Idee, um den Sender zu überzeugen, wie wir ganz viel Geld kriegen ohne Klingeltöne. Ich bin noch nicht drauf gekommen. Aber wahrscheinlich werden es so an die Hundert Milliarden Klingeltöne gewesen sein.
Was war dein peinlichster Moment bei MTV?
Ich habe eine Situation mit Bush gehabt, einer meiner Lieblingsbands. Wozu ich sagen muss: wenn ich eine Lieblingsband habe, heißt das nicht zwingend, dass ich irgendwelche Bandstrukturen auswendig lerne oder weiß, auf was für Basssaiten die spielen. Ich mag halt die Musik. Ich habe ganz kurzfristig mal ein Interview mit Bush gemacht. 10 Minuten vorher wurde ich noch ganz kurz "gebrieft" und kriegte dann mit, dass die ein neues Mitglied haben, wusste aber nicht, wer das ist auch, weil außer dem Sänger Gavin Rossdale da kaum einer sein Gesicht in die Kamera hält; die sind alle recht unscheinbar im Hintergrund. Ich habe dann gefragt, wie das denn nun so sei, ohne den Alten, der weggegangen war und frage gerade den Neuen. Daraufhin brüllte Gavin entrüstet: Weiß das Mädchen überhaupt irgendwas? und stellte mich komplett bloß. Wo ich irgendwie festhalten muss, das ist ne ganz schöne Arschlochnummer von ihm. Wie wichtig nimmt der sich eigentlich?
Du hast gerade in Kanada gedreht. Was war das für ein Film und wie kam es dazu?
Wie es dazu kam, das frage ich mich heute noch. Es war eine internationale Produktion wo Deutschland mitproduziert und ich wurde zum Casting eingeladen. Die Rolle ist die einer Römerin. Sie haben wohl auch in Italien und Spanien gecasted, und ausgerechnet ich als Deutsche durfte dann die Italienerin geben; find ich großartig. Es ist ein historischer Film, er spielt im 15ten Jahrhundert. Ich spiele die einzige Frau, und sie hat eine Liebesbeziehung zu zwei Männern und beide werden später Papst. Das heißt, sie hatte was mit zwei Päpsten. Wäre heute wahrscheinlich nicht mehr machbar. Sie ist aber ein nettes Mädel keine, naja, Schlampe, wie man heutzutage raus schreien würde.
Setzt Du in nächster Zeit mehr auf den Bereich Film oder Moderation?
Da möchte ich mich gerade nicht entscheiden. Man muss sich sicher bewusst sein, dass man den Leuten als Moderatorin nicht zu präsent werden darf, das ist dann so, als wenn man jeden Tag in einer Serie spielt und alle kennen nur eine Seite von dir, das schränkt schon ein. Aber im Moment sehe ich keine Notwendigkeit, eine Entscheidung vom Zaun zu brechen. Ich hab einfach viel zuviel Freude an beidem. Außerdem finde ich zu viele Moderatoren blöd und will deshalb lieber selber moderieren. Klingt komisch, ist aber so. Mir fehlt das Fernsehen, das ich mag - also muss ichs selber machen.

Interview: Karsten Kastelan