Daniel Brühl und Jürgen Vogel
FREUNDSCHAFT Herr Brühl und Herr Vogel blödeln herum
Die Kritik zum Film
In welchen eurer Filme seid ihr das erste Mal aufeinander aufmerksam geworden?
Daniel Brühl: Kleine Haie habe ich mit 15 gesehen. Das war eine Zeit, in der in Deutschland viele blöde Komödien gedreht wurden. Da stach Kleine Haie wirklich hervor. In dem Film fand ich Jürgen schon ziemlich cool. Einfach weil er einen anderen Typen verkörperte. Dann Sexy Sadie, Das Leben ist eine Baustelle - und das war's dann auch schon. Den Rest fand ich beschissen...
Jürgen Vogel: (lacht)
Brühl: Nee, es gibt bestimmt noch ein paar andere. Der Junge hat ja schon tonnenweise Filme gemacht. Wir sind ja auch bei der selben Agentur. Und wenn es dort einen gab, mit dem ich immer schon einmal gerne arbeiten würde, war es Jürgen Vogel. Deshalb war ich gleich Feuer und Flamme, als Sebastian Schipper mit dieser Idee auf uns zukam.
Vogel: Ich fand Daniel ganz toll in Das weiße Rauschen. Aber was für mich viel wichtiger ist, dass Daniel, wie ich, nicht auf einer Schauspielschule war. Als ich angefangen habe, war es schwierig ohne Schauspielschule eine Rolle zu bekommen. Ich habe immer gehofft, dass dadurch, dass ich es geschafft habe, andere den Mut finden, es ebenfalls ohne Schauspielschule zu versuchen. Und wenn Leute wie Daniel nachrücken, habe ich Lust mit denen zu spielen, weil mich interessiert, wie die einen eigenen Weg finden ohne die ganze Manipulation der Schauspielschule. Deshalb habe ich mich sehr gefreut mit Daniel zu arbeiten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das so ein... na ja, lassen wir das.
Wie wichtig ist es, bei einem Film wie diesem selbst miteinander befreundet zu sein?
Brühl: Das kann man nicht erzwingen. Aber es ist natürlich hilfreich. Wobei wir genau darauf geachtet haben, dass unser Spiel nicht zu sehr einen privaten Ton bekommt, dass man immer in seiner Figur bleibt. Wir sind beide ziemliche Blödelköpfe. Das ist unsere Art uns für die Arbeit zu motivieren. Es gibt Leute, die ziehen sich zurück und lesen. Ich muss immer unterwegs sein und Jürgen ist da ganz genauso. Und diese kleine Nuance, dass man denkt, die haben sich wirklich gemocht, die sieht man auch im Film.
Wo hört Freundschaft auf, wo fängt Liebe an?
Brühl: Freundschaft ist für mich das Gleiche wie Liebe, wie eine brüderliche Liebe, bei der das Sexuelle eben fehlt.
Vogel: Kann ich nur unterstreichen.
Brühl: Der hat schon wieder kein Bock mehr.
Vogel: Nein, ich finde du hast das gut formuliert. Ich könnte es natürlich noch mal genialer formulieren, aber dann regst du dich wieder auf.
Wie schwer ist es, wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, richtige und falsche Freunde auseinanderzuhalten?
Vogel: Ich habe meine meisten Freunde aus der Zeit davor. Aber ich glaube, es schließt sich nicht aus. Menschen reagieren menschlich aufeinander und irgendwann ist es vorbei mit dem Schauspielerding. Als ich vor sieben Jahren mit Kampfsport in Berlin anfing, habe ich am Anfang gesehen, dass mich die anderen erkennen. Mittlerweile ist es Vollkontakt. Da nimmt keiner Rücksicht. Ganz im Gegenteil. Nicht weil die mich blöd finden. Sondern weil sie denken: Der ist hier her gekommen und will normal sein. Dann behandele ich ihn auch normal. Das genieße ich sehr.
Brühl: So siehst du auch aus...
Vogel: Deshalb habe ich auch eine schickere Nase als du Schönling.
Brühl: Bei mir ist das so aufgeteilt. Mit meinen Freunden von früher ist es immer sehr entspannt, weil die sich gar nicht so sehr für meinen Beruf interessieren. Aber es gibt auch welche, die ich durch den Beruf kennen gelernt habe, mit denen ich mich dann, wenn ich vom Job abgenervt bin, austauschen kann. Bei Leuten, die man neu kennen lernt...
Vogel: (schnarcht und legt seinen Kopf auf die Schulter des Vortragenden)
Brühl: Das ist echt ein Idiot! Jedenfalls, wenn man Leute neu kennen lernt und die sich anbiedern, entlarvt man das ziemlich schnell.
Wie schwer ist es Freundschaften, die man beim Dreh geschlossen hat, aufrecht zu erhalten?
Vogel: Es muss ja nicht immer alles für ewig sein. Diese kurzen, intensiven Beziehungen beim Dreh - das hat auch seine Qualität. Das ist wie, wenn sich Leute verabreden, um einen Berg zu besteigen. Die haben ein gemeinsames Ziel, bei dem sie sich helfen. Es ist doch auch schön mal zu sagen: Da hatten wir ne tolle Zeit und hofft, dass man in vier Jahren wieder auf den Berg geht.
Brühl: Aber es gibt auch die Freundschaften, die sich über den Dreh hinaus halten. Mit Tom Schilling und August Diehl bin ich schon seit Jahren gut befreundet...
Vogel: Nur mein Freund will er nicht sein. Das ist ihm zu anstrengend.
Interview: Martin Schwickert
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