ANDREAS DRESEN ÜBER »WHISKY MIT WODKA« ICH, DER EIMER Regisseur Andreas Dresen über »Whisky mit Wodka« und seinen Beruf Der Film zum Interview Beruht die Filmidee auf einer wahren Geschichte? Ja, Kurt Mätzig hat 1957 bei der DEFA den Zweiteiler Schlösser und Katen gedreht und die haben wirklich zu dieser Methode gegriffen. Dem Schauspieler Raimund Schelcher, der dem Alkohol durchaus nicht abgeneigt war, haben sie Hans Hardt-Hardtloff als Konkurrenz gegenüber gestellt und alle Szenen doppelt mit beiden gedreht. Ich habe mit Mätzig gesprochen und er sagte, sie hätten dies nicht gemacht, um Schelcher wirklich zu ersetzen, sondern um ihn unter Druck zu setzen. Die Verabredung galt auch nur für zwei Wochen. Die beiden sind sich am Drehort total aus dem Weg gegangen. Frank Beyer, der bei der Produktion Regieassistent war, hat sich diese Episode gemerkt, und hat sie Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase erzählt, der daraus sein ganz eigenes Universum entworfen hat. Haben Sie das Originalmaterial einmal gesehen? Nein, aber das wäre filmhistorisch natürlich sehr interessant. Man hätte die Chance zu untersuchen wie sich ein Film verändert, der vom gleichen Team, im gleichen Setting, nur mit einem anderen Schauspieler gedreht wurde. Aber das Material ist bestimmt nicht mehr da. Wäre das für Sie eine gangbare Methode? Ich hoffe, dass mir so was nie passiert. Aber ich würde mich auf eine solche Konstruktion auch nie einlassen. Das führt zwangsläufig in die Katastrophe und ist auch ein bisschen zynisch. Sind dennoch eigene Erfahrungen mit in die Geschichte eingeflossen? Ein paar Sprüche auf jeden Fall. "So viel Nullen hat mein Taschenrechner nicht" - das sagt immer mein Produktionsleiter. Oder "Beeilt euch, die Schauspieler werden älter" das ist eine Wendung, die ich gern benutze. Wir haben unsere Erfahrung mit eingespeist, aber natürlich geht es am Set nicht immer so zugespitzt zu wie hier in diesem Film. Bei mir ist es doch ein bisschen freundlicher. Sie fühlen sich nicht, wie ihr Regisseur im Film, als "Eimer, in den jeder scheißt"? Doch, ständig. Aber ich würde mich darüber nicht beklagen. Das ist ein Wesenszug des Berufes. Sie brüllen nie am Set herum? Das mache ich auch schon mal, aber es ist nicht mein Wesenszug. Ich brauche eine gewisse Grundharmonie. Wenn man einen Wutausbruch hat, ist es schwer wieder in die Produktionsrealität zurückfinden. Aber es gibt Kollegen, die mit Druck und Unterdrückung ganz gute Ergebnisse erzielen. Jeder hat seinen Weg, aber man kann auch leise seine Autorität zeigen. Interview: Martin Schwickert
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