Zero Dark Thirty Modern Warfare Die Jagd nach Osama Bin Laden als Geduldsspiel Kathryn Bigelow hat schon in The Hurt Locker ihr unerschrockenes Verhältnis zum Krieg demonstriert. Während ihr damaliger Held ruhige Hände und viel Geduld brauchte um Sprengfallen im Irak zu entschärfen, muss hier CIA-Agentin Maya gegen die Widrigkeiten der Bürokratie und ein nachlassendes Interesse am Aufspüren von Osama Bin Laden überwinden. Denn für Maya ist die Jagd etwas sehr persönliches, seit sie Freunde und Kollegen im Anti Terror-Kampf verlor. "Geht raus und tötet ihn für mich", sagt sie am Ende dem US-Kommando, das auf immer noch recht vagen Verdacht hin nachts mit Hubschraubern die Bin Laden-Residenz in Pakistan stürmt und einfach auf alles schießt, was schreiend wegläuft. Dass die Helden wehrlosen Frauen eiskalt in den Rücken schießen, bekommt man in Mainstream-Kriegsfilmen nicht oft zu sehen. In Zero Dark Thirty herrscht allerdings kein Zweifel darüber, wer mit den Unsportlichkeiten angefangen hat: Zu Beginn hören wir die verzweifelten Telefonate derer, die in den Twin Towers festsaßen und lebendig verbrannten oder von Trümmern erschlagen und begraben wurden. Da ist es gut, dass der zweieinhalbstündige Film gleich mit einer erschreckend sachlich gefilmten Folterszene beginnt (die Bigelow den Vorwurf einbrachte, Folter zu verherrlichen). In deren Verlauf fällt ein Name, später fallen weitere Namen. Mit großer Geduld folgt Maya diesen Namen, legt sich dafür mit Vorgesetzten an, wird Ziel von Anschlägen, verliert Freunde. Fast dokumentarisch nüchtern folgt Bigelow ihrer Heldin und erzeugt dennoch eine Menge Spannung. Die Terroristen können jederzeit zuschlagen, in Restaurants, selbst in einem CIA-Stützpunkt in Afghanistan ist man nicht sicher (der Vorfall dort ist, wie vieles in dem Film, authentisch). Es ist bemerkenswert, wie sehr sich dieser Film, der so tief in diesen Krieg eindringt, jeder Stellungnahme enthält. Zero Dark Thirty beschreibt eine Kriegsführung, in der alles erlaubt ist. Das wird nicht hinterfragt. Und das ist vielleicht die größte Stärke dieses patriotischen Vademecums: Es verkleistert nichts hinter scheinheiligen Moralismen ("wir haben ja keine Wahl ..."). Der Film stellt uns neben die Heldin und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass wir uns genauso verhalten würden. Die Welt ist kompliziert geworden. Und von Kathryn Bigelow gab's zuletzt in Near Dark einfache Antworten. Das war ein Vampir-Westen. Thomas Friedrich USA 2012 R: Kathryn Bigelow B: Mark Boal K: Greig Fraser D: Jessica Chastain, Jennifer Ehle, Reda Kateb, Jason Clarke
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