10 SEKUNDEN Ganz unten Nicolai Rohde interessieren die indirekten Auswirkungen einer Katastrophe Manchmal reichen Sekunden, um ein Leben völlig auf den Kopf zu stellen. Das weiß niemand besser als der Leipziger Fluglotse Markus Hofer (Wolfram Koch). Nur für wenige Augenblicke ließ er seinen Kontrollmonitor vor einem Jahr außer Acht und übersah so den sich anbahnenden Zusammenstoß zweier Flugzeuge. 83 Menschen starben. Darunter die Angehörigen von Erik Loth (Filip Peeters), der seither jeglichen Lebensmut verloren hat. Auch den Polizisten Harald Kirschschläger (Sebastian Blomberg) lässt das Unglück nicht mehr los. Er war damals an der Absturzstelle im Einsatz. Als Erik am Jahrestag der Tragödie eine folgenschwere Entscheidung trifft, kreuzen sich die Biografien der drei Männer ein weiteres Mal. In seinem Kinodebüt beleuchtet Regisseur und Drehbuchautor Nicolai Rohde die unterschiedlichen Facetten eines dramatischen Flugunglücks. Inspiriert wurde seine Geschichte maßgeblich durch die Katastrophe von Überlingen im Sommer 2002. Bis ins kleinste Detail gleichen sich die Abläufe. Sogar der Mord an dem diensthabenden Fluglotsen wird thematisiert. "Dies ist keine Dokumentation", heißt es gleich zu Beginn des Films. Der Bodensee ist trotzdem allgegenwärtig, auch wenn 10 Sekunden in und um Leipzig spielt. Doch im Grunde sind die zeitgeschichtlichen Parallelen gar nicht elementar. Rohde geht es weniger um das Unglück an sich, als vielmehr um die Menschen, die von der Tragödie aus der Bahn geworfen werden. Das reicht vom Fluglotsen, den seither schwere Schuldgefühle plagen, über den traumatisierten Polizisten, bis hin zu den Angehörigen aller Beteiligten. So hat Franziska, die von Marie Bäumer verkörperte Ehefrau des Lotsens, ebenfalls massiv unter den Folgen des Zusammenstoßes zu leiden. In ihrer vormals harmonischen Ehe kriselt es seit dem Unglück gewaltig. Die Stimmung in Rohdes Drama ist ernüchternd und bedrückend. Wirklich berührend ist die episodenhaft erzählte Geschichte allerdings nicht. Zumal Rohde wild mit den Zeitebenen experimentiert. Zudem bleiben dem Zuschauer die Figuren fremd, die keine emotionale Nähe zulassen. Das Drama wirkt sehr distanziert. Oliver Zimmermann D 2007 R: Nicolai Rohde B: Sönke Lars Neuwöhner, Sven Poser , Nicolai Rohde K: Hannes Hubach D: Marie Bäumer, Sebastian Blomberg, Hannah Herzsprung, Anna Loos
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