TODESZUG NACH YUMA Alte Helden
Lange nicht mehr gehabt: Ein Western-Remake mit allem Zick und Zack Der Western ist schon oft für tot erklärt worden. Aber wie die meisten seiner Helden hat auch dieses Genre immer noch eine letzte Patrone im Revolver. Todeszug nach Yuma ist ein Remake von Delmer Daves' Zähl bis drei und bete von 1957. Als Vorlage diente eine Kurzgeschichte von Elmore Leonard, der damals Westernstorys schrieb, bevor er in den 90ern zum Kultkrimiautor avancierte. Die Geschichte stützt sich auf zwei moralische Antipoden: Der gewiefte Räuber Ben Wade (Russell Crowe) wird verhaftet und soll zum Gefängniszug nach Yuma gebracht werden. Der in finanzielle Not geratene, rechtschaffene Farmer und Bürgerkriegsveteran Dan Evans (Christian Bale) übernimmt für ein Honorar von 200 Dollar die Leitung der Operation. Natürlich folgt Wades verdreckte Outlaw-Bande dem Gefangenentransport. Mit der langsamen Dezimierung des Begleitpersonals spitzt sich die Geschichte zu auf ein Psychoduell zwischen dem kultivierten Ganoven, der für jede Situation ein Bibelzitat bereithält, und dem gesetzestreuen Farmer, der trotz widrigster Umstände stur an seinem Auftrag festhält. Mangolds Remake spart nicht mit einschlägigen Genrezutaten. Ein stilgerechter Postkutschenraub gleich zu Beginn, zünftige Indianerüberfälle, ein bärbeißiger Kopfgeldjäger (Peter Fonda), ein richtig böser Bösewicht (Ben Foster), korrupte Eisenbahngesellschafter, staubige Präriestädte, in denen jeder jeden für eine Handvoll Dollar umlegen würde, und Saloons, in denen die Whiskygläser wortlos nachgefüllt werden. Mit Todeszug nach Yuma verneigt sich Mangold vor den Traditionen des uramerikanischen Genres und fügt nur hier und dort ein paar Modernisierungen ein. Die Action- und Gewaltszenen sind deutlicher ausformuliert als in der alten Klassikerware, aber auch die Psychologie der beiden Hauptfiguren ist vielschichtiger angelegt. So speist sich Evans halsstarrige moralische Integrität nicht nur aus Ehrgefühl, sondern auch aus dem Verlangen, das eigene angeschlagene Image als Familienoberhaupt wieder aufzupolieren. Einzig das Finale, wo die Plotkonstruktion sich hoffnungslos verstolpert, stört ein wenig den sonst ungetrübten Genregenuss.
Martin Schwickert
3:10 to Yuma. USA 2007 R: James Mangold B: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas K: Phedon Papamichael D: Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Ben Foster
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