YOU KILL ME Kriselnder Auftragsmörder Ben Kingsley als Mafia-Killer braucht in John Dahls rabenschwarzer Komödie »You Kill Me« dringend eine Therapie Seine Arbeitgeber meinen es gut mit Frank (Ben Kingsley). Der Mann hat massive Alkoholprobleme. Seinen letzten Auftrag hat er im Suff verpennt, und jetzt steht die Firma vor dem Ruin. Aber statt ihn zu feuern, schickt der Chef (Philip Baker Hall) den unzuverlässig gewordenen Angestellten vom verschneiten Buffalo ins sonnige San Fransisco, wo Frank seinen Alkoholismus in den Griff bekommen soll. "Mein Name ist Frank. Ich bin Alkoholiker" stellt Frank sich im Kreis der Anonymen Alkoholiker vor. "Ich bringe Leuten um. Das ist meine Arbeit." Aber nicht nur im Therapiezirkel wird der zugereiste Mafiakiller aufgenommen. Durch seinen neuen Job als Leichenwäscher in einem Bestattungsunternehmen lernt der kriselnde Kriminelle die resolute Laurel (Téa Leoni) kennen. Wenn sie zu ihm sagt: "Du kommst heute Abend zum Dinner zu mir nach Hause" ist das keine Einladung, sondern eine unumstößliche Feststellung. Die gelernte TV-Werbefachfrau scheint sich an dem beruflichen Werdegang ihres neuen Lebensabschnittbegleiters kaum zu stören, genauso wenig wie Tom (Luke Wilson), der schwule Therapie-Pate. Natürlich wird Frank auch im menschenfreundlichen San Fransisco von seiner Vergangenheit eingeholt. Zu Hause in Buffalo wird die Polenmafia von der Konkurrenz unter Druck gesetzt, und es ist ungewiss, ob Franks therapeutische Erfolge schon einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zulassen. In Reine Nervensache heulte sich schon Robert De Niro als Mafiosi auf der Psycho-Couch aus, die Sopranos lebten von dem Grundgedanken, dass ein Leben als Mafiot schwer auf die Seele schlagen kann. John Dahls You Kill Me ist deutlich trockener und schwarzhumoriger ausgefallen als seine Vorbilder. Ben Kingsley als kriselnder Auftragsmörder verwandelt sich in den Therapiesitzungen nicht in einen Pausenclown, sondern lässt die angeschlagene Psychostruktur seiner Figur durchscheinen, ohne deren kriminelle Contenance zu zerstören. Hier geht es weniger um ein Pointenfeuerwerk als um das humorvolle Nebeneinander menschlicher Widersprüche. Téa Leoni ( Spanglish ) ist als werdende Gangsterbraut, die sich skeptisch, aber engagiert in die Lebenswelt ihres neuen Lebenspartners einarbeitet, optimal besetzt. Jeder Satz ihrer lakonischen Figur sitzt hier an der richtigen Stelle und jede Emotion wird genau abgewogen, bevor sie nach draußen gelangen darf. Auch wenn You Kill Me nicht ganz an die hervorragenden Noir-Thriller Die letzte Verführung und Red Rock West , mit denen Regisseur John Dahl in den 90ern bekannt wurde, herankommt, überzeugt der Film durch die Präzision der Figurenzeichnung und eine lässige Erzählweise, die nicht in coolen Posen erstarrt. Martin Schwickert USA 2007 R: John Dahl B: Christopher Markus, Stephen McFeely K: Jeffrey Jur D: Ben Kingsley, Téa Leoni, Luke Wilson
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