XXY Irgendwo dazwischen Die Geschichte eines transsexuellen Teens Entweder oder. Junge oder Mädchen. Mann oder Frau. Den Anderen ist die Entscheidung schon vor der Geburt abgenommen worden, nur Alex trägt beide Geschlechter in sich. Bisher hat der intersexuelle Teenager als Mädchen gelebt. Kortison und die Hormone hat Alex nun eigenmächtig abgesetzt, aus dem diffusen Gefühl heraus, dass sie so sein möchte, wie sie nun einmal ist. Die Eltern sind mit dem Kind von Buenos Aires auf eine Insel vor der uruguayischen Küste gezogen, um Alex eine behütete Kindheit abseits der neugierigen Blicke und dem Terror der Mediziner zu ermöglichen. Alex' Vater ist Meeresbiologe. Wenn die Fischer wieder einmal eine Meeresschildkröte im Netz haben, versorgt er das verletzte Reptil. "Wir haben hier schon zu viele seltene Tiere" sagt ein Fischer zu ihm und blickt dabei auf Alex. Ihr Geheimnis spricht sich langsam herum, auch hier am Ende der Welt wächst die Bedrohung. Alex Mutter hat eine Freundin eingeladen. Ihr Mann ist Schönheitschirurg und will Alex zu einer Operation überreden, die sie eindeutig einem Geschlecht zuweisen soll. Derweil zeigt sich sein Sohn Alvaro fasziniert von dem jungenhaften Mädchen und macht mit Alex seine ersten sexuellen Erfahrungen. Lucía Puenzos Regiedebüt XXY überzeugt vor allem durch seine Erzählweise und die Haltung, mit der sich ihr Film dem ungewöhnlichen Sujet nähert. Mit großer Sensibilität und ungespielter Selbstverständlichkeit wird hier die Pubertät unter erschwerten genetischen Bedingungen erkundet. Während die Erwachsenenwelt klare Geschlechterdefinitionen zu verlangen scheint, experimentieren Alex und Alvaro in den erotischen Zwischenwelten. Inés Efron spielt die zweigeschlechtliche Figur, die sich permanent in lauernder Abwehrstellung zu ihrer Umwelt befindet, vollkommen überzeugend, mit hoher Anziehungskraft und ohne jegliche Manierismen. Kontrastiert wird die Selbstfindung zwischen den Geschlechtergrenzen durch wohl komponierte Landschaftsaufnahmen von der schroffen Küste Uruguays, über der der Himmel immer wieder aufreißt und die hereinbrechende Sonne die Figuren in ein stets wechselndes Licht taucht. Als metaphorisches Echo dienen meeresbiologische Erkundungen, die unangestrengt in die Handlung eingewoben werden. Auf erzählerischer und visueller Ebene gelingt es Lucía Puenzo zu zeigen, dass in der Ambiguität eine sehr viel größere Faszination liegt als in der Eindeutigkeit, in die die Mitmenschen die zweigeschlechtliche Jugendliche hineintreiben wollen. Martin Schwickert Ar/F/Sp 2007 R: Lucía Puenzo B: Lucía Puenzo nach einer Erzählung von Sergio Bizzio K: Nicolás Puenzo D: Inés Efron, Ricardo Darín, Valeria Bertuccelli
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