WASSER UND SEIFE

Waschzwang

Grauer Alltag im Reinigungsgewerbe

Es dampft und zischt - zu sehen ist: Eine marode Gewerbewäscherei in Hamburg, bei der die Kessel lecken und der Chef das Telefon nicht findet. Dazu drei Damen an Mangel und Warenausgabe. Und ein asthmatischer Hund in der Ecke.

In der Arbeitswelt-Dokumentation von Susan Gluth sieht die Gegenwart auf einmal aus wie Manchester im Geschichtsbuch des Kapitalismus. Aber ohne jeden klassenkämpferischen Aplomb. Man sieht, wie der Chef, mal aufbrausend, mal liebevoll, sein aussterbendes Gewerbe auf Kurs hält. Man sieht, wie sich die Frauen unterschiedlichen Alters den Rücken krumm schuften, wie eine ihre Sittiche füttert noch bevor sie sich eine Kartoffelsuppe kocht, wie eine andere das Bild vom Ex ("Er hat mich betrogen") in der neuen, kleineren Wohnung aufhängt, wie die dritte sich die künstlichen Fingernägel kurz schneiden lässt, damit sie nicht in die Mangel kommen. Und welchen Stress sie mit der Tochter hat, die wohl nie mehr als Supermarkt-Kassiererin werden wird.

Dass die Wäscherei ihrem Stiefvater gehört, ist Susan Guths Alltags-Porträts kaum anzusehen. Sie vermeiden fast zwanghaft jeden politischen Kommentar zu den Verhältnissen. Sie feiern auch nicht irgend eine Solidarität zwischen ihren Protagonistinnen. Aber sie zeigen zuweilen kommentarlos sprechende Bilder. Etwa wenn die weisshaarige Monika nach langer Arbeit ihren herzkranken Terrier zu einem Hundegeschäft führt. Und vor der Tür wortlos zurückweicht, weil ein größerer Hund, mit einem wenig umsichtigen Besitzer an der Leine, gerade heraus kommt.

wing

D 2008. R + B + K: Susan Gluth