WIR VERSTEHEN UNS WUNDERBAR

Ginger und Fred

Ein nettes Filmchen über alte Lieben

Das Glück liegt im Vorspann begraben. Zeitungsbilder in Schwarz-Weiß schieben sich ineinander und erzählen von einem Traumpaar des französischen Kinos der Siebziger Jahre. Die Schauspielerin Alice d'Abanville (Charlotte Rampling) und der Regisseur Louis Ruinard (Jean Rocheford) strahlen den Fotografen vom roten Teppich in Cannes entgegen oder zeigen sich privat verwegen auf dem Motorrad mit stilsicher zerzaustem Haar.
Mit viel Liebe fürs Retro-Detail montiert Regisseur Antoine de Caunes zu Beginn Archiv-Aufnahmen von Rampling und Rochefort ineinander, lässt die beiden französischen Kinoikonen zu einem Glamour-Paar zusammenschmelzen, nur um sie nach dem Vorspann auf den Boden der bitteren Gegenwart fallen zu lassen.
Vor dreißig Jahren hat sich Alice von ihrem polygamen Lebenspartner getrennt, um in London einen reichen Adligen zu ehelichen. Jetzt soll Louis in London mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt werden, den nach den Vorstellungen der Veranstalter ausgerechnet Alice überreichen soll. Auch wenn die Beziehungswunden der wilden Siebziger noch längst nicht verheilt sind, ist schon früh klar, wohin die Reise des zerstrittenen Paares gehen wird. Dennoch bleibt der mit Scherben ausgelegte Weg zur finalen Versöhnung hier hochgradig unterhaltsam.
Mit Rampling und Rochefort ist Regisseur Antoine de Caunes ein formidabler Besetzungscoup gelungen. Mit nur einem Blick ist Charlotte Rampling in der Lage, Tee in der Tasse gefrieren zu lassen, um nur wenig später mit einem angedeuteten Lächeln den ehemaligen Liebhaber erneut zu entflammen. Auch Rochefort ist in der Rolle des traurigen Clowns, dem seine Casanova-Jahre kein wirkliches Lebensglück beschert haben, perfekt besetzt.
Da verzeiht man dem Drehbuch gern, dass so manche Plotwendung doch etwas vorhersehbar ist.

Martin Schwickert

Désaccord Parfait. F 2006 R: Antoine de Caunes B: Antoine de Caunes, Jeanne le Guillou, Peter Stuart K: Pierre Aïm D: Charlotte Rampling, Jean Rochefort, Ian Richardson