WIR SIND ALLE ERWACHSEN Lebenswege Franzosen im Urlaub - immer gut für eine Komödie In ihrem Regiedebüt Wir sind alle erwachsen schickt Anna Novion den Bibliothekar Albert (Jean-Pierre Darroussin) und seine heranwachsende Tochter Jeanne (Anaïs Demoustier) zur Selbsterkundung weit weg auf eine schwedische Insel. Jedes Jahr lädt Albert seine Tochter zu ihrem Geburtstag auf eine Reise zu den europäischen Kulturstätten ein. Penibel hat er auch diesen Urlaub vorbereitet, bei dem er den sagenumwobenen Schatz des Wikingers Jon-Olof Vittfön aufspüren will. Mit jugendlichem Fatalismus fügt sich Jeanne in ihr Schicksal. Die Marotten ihres alleinerziehenden Vaters sind ihr wohl vertraut. Als sie in ihrem Urlaubsdomizil ankommen, muss Albert feststellen, dass das Haus aufgrund eines Buchungsfehlers bereits besetzt ist. Da die Vermieterin Annika (Lia Boysen) und ihre Freundin Christine (Judith Henry) in der Hochsaison keine Ersatzunterkunft finden, müssen sich die vier Unbekannten miteinander arrangieren. Während Jeanne für die zwischenmenschliche Abwechslung dankbar ist, tut sich der Vater schwer mit der ungeplanten Urlauber-WG. Jeden Morgen geht er mit dem Metalldetektor auf Schatzsuche, während die Tochter nach der ersten Liebe Ausschau hält und in Christine eine vertraute Freundin findet. Unangestrengt verbindet Anna Novion die Lebenswege der Figuren miteinander, schubst sie sanft aus ihrer gewohnten Umlaufbahn, ohne aus der Selbsterfahrung der Charaktere eine krampfhafte Katharsis-Dramaturgie entwickeln zu wollen. Wenn am Ende dieses gelassen schlendernden Films die Fähre den Hafen verlässt, haben alle ihren Horizont ein wenig erweitert und dürfen sich selbst dennoch treu bleiben. Martin Schwickert Les grandes personnes F 2008 R&B: Anna Novion K: Pierre Novion D: Jean-Pierre Darroussin, Anaïs Demoustier, Judith Henry
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