»THE WINGS OF A DOVE« Liebe zu dritt
Henry James gab mal wieder die Steilvorlage Im Mittelpunkt von Ian Softlys neuem Film steht die unstandesgemäße Beziehung zwischen der jungen Engländerin Kate Croy (Helena Bonham Carter) und dem rechtschaffenen Journalisten Merton Densher (Linus Roache), deren Zukunft in der Zeit des Umbruchs an materiellen Dingen zu scheitern droht. Das Auftauchen der jungen, reichen, lebenshungrigen, aber todkranken Amerikanerin Millie Theale (Allison Elliot) läßt Kate einen folgenschweren Plan treffen. Vor der Kulisse des mondänen Venedigs entwickelt sich eine verhängnisvolle menage à trois. Mit dem Engländer Ian Softly wagt sich nach Jane Campions Portrait of a Lady und Agnieszka Hollands Washington Square jetzt ein Mann an die Umsetzung eines klassischen Frauenporträts von Henry James. Detailgenaue Ausstattung, stilvolle Kameraarbeit und erstklassige Schauspieler bilden hier eine perfekte Einheit. Da der Regisseur und sein Drehbuchautor Hossein Amini die Geschichte mehr auf die Verwirrungen der Liebe fokussieren, haben wir es hier nicht mit einem trägen "period pic", sondern einem modernen Melodrama zu tun. Anders als bei seinen beiden ersten Filmen, dem verträumten Beatles-Film Backbeat und dem coolen Computer-Thriller Hackers , schlägt der Regisseur hier erstmals auch einen eher harten und kalten Grundton an, was hier durchaus passend ist. Nach drei doch sehr unterschiedlichen Filmen darf man gespannt sein, wohin der Weg des sehr talentierten Softly führen wird.
Ralf Möller
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