Wild Tales Don't cry for me Ein wuchtiger Episodenfilm aus Argentienien Wut ist die treibende Kraft in Damián Szifrón Wild Tales, ein Omnibusfilm, dessen sechs unabhängige Episoden von emotionalen Ausnahmezuständen erzählen, in denen die Menschen ihre zivilisatorischen Hemmungen über Bord werfen. Dabei fangen die meisten Geschichten ganz harmlos an. Eine junge Frau checkt für einen Flug ein, den sie nicht selbst gebucht hat. Ein Mann braust entspannt mit seinem voll klimatisierten Audi über die Autobahn. Ein anderer kauft nach der Arbeit für seine Tochter eine Geburtstagstorte. Ein junges Paar lässt es zur Hochzeit richtig krachen. Aber dann werden schnell Risse in der Normalität sichtbar. Als der Vater aus der Bäckerei kommt, ist sein Auto unrechtmäßig abgeschleppt worden, und das ist der Beginn eines Kampfes gegen bürokratische Willkür, in dessen Verlauf er Nerven, Job und Familie verliert. Auch die beiden Männer, die auf der Überholspur der Autobahn aneinander geraten, rasten aus und steigern sich in eine groteske Eskalation der Gewalt hinein. Die schöne Braut verwandelt sich in eine Furie, als sie - noch bevor die Hochzeitstorte angeschnitten ist - erkennt, dass ihr Mann sie betrügt. Jede Episode dieser Loseblattsammlung ist ein dramaturgisches und filmisches Feuerwerk, das aus verschiedenen Winkeln und in unterschiedlichen Genres den Seelenzustand einer Gesellschaft beleuchtet, in der mit harten Bandagen gekämpft wird. Die Rede ist hier von Argentinien, das immer noch unter den drastischen Folgen des Staatsbankrottes leidet. Aber die zutiefst menschlichen Geschichten über die Erniedrigungen des Alltags, strukturelle Gewalt und unkontrollierte Wutausbrüche sind durchaus auch auf andere Kulturkreise übertragbar. Das Ganze wird in einer ungeheuer kompakten und dynamischen Filmsprache erzählt, in der sich Einflüsse Pedro Almodóvars (der den Film produziert hat), den Gebrüdern Coen und Quentin Tarantinos zu einem wilden cineastischen Cocktail vermischen. Martin Schwickert Relatos salvajes Arg. 2014 R & B: Damián Szifrón K: Javier Julia D: Liliana Ackerman, Luis Manuel Altamirano, Alejandro Angelini. 122 Min.
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