Als Erwachsener braucht man normalerweise schon eine halbe Flasche Hochprozentiges, um einen durchschnittlichen Kinderfilm durchzustehen. Wenn es sich dann auch noch um einen Kinderfilm handelt, dessen Titelheld ein Hund ist, sollte man die Flasche vorher gleich ganz leeren.
Winn Dixie erzählt die Geschichte einer Halbwaise und Pfarrerstochter, der ein Hund hilft, die Einsamkeit zu überwinden und neue Freunde zu finden. Dass der reizende Kinderfilm es aber tatsächlich vollbringt, auch Erwachsene zu unterhalten, zu bewegen und gelegentlich auch zu einem Tränchen zu rühren, liegt an seiner fast märchenhaften Art und den ernsten Themen, die in dieser Verfilmung eines populären amerikanischen Kinderromans versteckt sind. Hier gibt es Bonbons, die nach Traurigkeit schmecken, einen Ex-Häftling, der Tiere mit seinem Gitarrenspiel besänftigt, und eine ehemalige Alkoholikerin, die die leeren Flaschen ihrer Trinkerphase an einen alten Baum gehängt hat, um so die Geister fernzuhalten.
Regisseur Wayne Wang, der bislang eher für Erwachsenenunterhaltung wie Töchter des Himmels, Smoke und Manhattan Love Story bekannt war, gelingt es, die Probleme und Melancholie der Erwachsenen so zu zeigen, dass Kinder sie mitempfinden können und ältere Kinobesucher die Tragik verstehen können, die mit Rücksicht auf das jüngere Publikum nur angedeutet wird. Newcomer Anna Sophie Robb spielt mit erstaunlicher Kompetenz, während Jeff Daniels (als ihr Vater), Cecilie Tyson, Eva Marie Saint und Musiker Dave Matthews grundsolide Performances liefern, wie man sie in Kinderfilmen leider nur allzu selten sieht. Abgerundet von den wunderschönen Bildern des in Bremen geborenen Kameramanns Karl Walter Lindenlaub und unterlegt mit wunderschön melancholischer Musik ist Winn-Dixie durchaus ein Kinder- und Hundefilm; zumindest aber einer, den man sich als erwachsene Begleitperson nicht schöntrinken muss.