White House Down Laut und leer Das Weiße Haus wird schon wieder angegriffen. Diesmal von Roland Emmerich Nachdem uns der Kinosommer mit Wolverine und World War Z bereits zwei strunzdumme Actionkracher beschert hat, steht mit Roland Emmerichs Regierungsapokalypse White House Down der wahrscheinlich dämlichste Actionfilm des Jahres ins Haus. Der schwarze Präsident (wie immer völlig ohne Ausstrahlung: Jamie Foxx) will Frieden im Nahen Osten, der krebserkrankte Chef des Secret Service (dämonisch: James Woods) will finale Rache für seinen kriegsgefallen Sohn, der Vizepräsident (Michael Murphy) will Kalif anstelle des Kalifen werden, der "Speaker of the House" (Richard Jenkins) will im Auftrag der Rüstungslobby verhindern, dass der Präsident alle Truppen aus dem Nahen Osten abzieht (eine, zugegeben, ziemlich durchgeknallte Idee), und Hauptdarsteller Channing Tatum will einfach nur einen Job als Präsidentenbewacher. Das Bewerbungsgespräch mit der Chefin der Bodyguards (Maggie Gyllenhaal) geht zwar gründlich daneben, aber praktischerweise wird das Weiße Haus an diesem Tag von ein paar gut bewaffneten Putschisten gestürmt, sodass Tatum unter Realbedingungen beweisen kann, was er mit seiner angeschwollenen Armmuskulatur alles anstellen kann. Man könnte bemängeln, dass in diesen Film fast unterbrochen etwas kracht, schießt oder explodiert; die akustische Belastung verlangt dem Zuschauer auch in dieser Hinsicht einiges ab. Andererseits: Solange sie schießen, reden sie wenigstens nicht. Emmerich-Filme haben sich selten durch intelligente Dialoge ausgezeichnet, aber was hier an Wortaustausch stattfindet, überhaupt: was sich hier als Geschichte präsentiert, ist geradezu unglaublich pubertär-infantil. Wenn James Woods und Jamie Foxx wie zwei Schulhofjungens um jenen Koffer rangeln, der die Startcodes für die US-Atomraketen enthält, haben alle Logikbrüche und Machosprüche schließlich ihr Ziel erreicht: die Darstellung der Weltherrschaft als Rauferei ums Pausenbrot mit anderen Mitteln. Bei anderen Regisseuren würde derlei Reduktion satirische Kaskaden freisetzen. Bei dem Schwaben Emmerich ist das alles brav ernstgemeint. Weshalb nach mehr als zwei Filmstunden ein junges Mädchen auf dem Rasen des Oval Office die Präsidentenfahne schwingt, was den Atomangriff aufs Weiße Haus in letzter Sekunde verhindert. Wahrscheinlich wurde jeder von uns schon mal schlechter im Kino unterhalten. Aber selten dümmer. Dass man den Bösewicht als einzige Figur mit einem erstklassigen Schauspieler besetzte, rettet White House Down auch nicht: Richard Jenkins enttarnt sich als "Evil mastermind" erst in den letzten Filmminuten. Natürlich auch hier entgegen aller Logik. Thomas Friedrich USA 2013 R: Roland Emmerich B: James Vanderbilt K: Anna Foerster D: Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, James Woods
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