»WERNER - DAS MUSS KESSELN!!!«

Hauwech

Kino für bölkstoffkonsumierende Moderatt-Fans

Hoch im Norden ist das Leben leicht und einfach; es besteht - zumindest für unseren Helden Werner und seine Freunde - aus Fahrten mit frisierten Motorrädern über die geraden Straßen der Gegend, dem Trinken großer Mengen Biers und dem Ersinnen von Kalauern, die der Landschaft flachheitsmäßig in nichts nachstehen. Aber es gibt auch Herausforderungen, zum Beispiel die Hüter der öffentlichen Ordnung, und es gibt den großen Widersacher: Nobelschröder, Besitzer eines Vorkriegsrennwagens britischer Herkunft und des Restaurants "Cardan Bleu". Nobelschröder ist smart und großkotzig; als Verkehrsrowdy ist er daran interessiert, unsere Helden in der Raserliste auf die hinteren Plätze zu verweisen, und als Gastronom möchte er etwas in seinen Besitz bringen, was unserem Helden gehört: Borsti, ein halbwüchsiges Schwein.
Die Entscheidung soll - wie könnte es im Werner -Universum anders sein? - ein Wettrennen bringen. Nobelschröder auf Blower-Bentley gegen Werner auf einem selbstkonstruierten Fahrzeug. Und bei dem Wettrennen kommt es nicht nur darauf an, schneller zu sein, zuerst muß Werner seine Höllenmaschine zum festgesetzten Termin überhaupt fertigstellen, was ihm nur bedingt gelingt, unter der Bedingung nämlich, daß eine sehr volkstümliche Interpretation der Relativitätstheorie zur Fristeinhaltung im hohen Norden anwendbar ist.
Aber im Zeichentrick ist alles möglich. Und Werner - Das muß kesseln!!! besteht im Gegensatz zum ersten Werner -Film nur aus Zeichentrick, was gut ist. Überhaupt ist Werner II besser als Werner I . Oder weniger schlecht, wie man's nimmt. Wir waren jedenfalls ganz angetan. Nicht unbedingt von der doch recht fadenscheinigen Geschichte, sondern von den vielen Kleinigkeiten, die von einer gewissen Liebe zum Genre zeugen. Zum Beispiel ist fast alles in der Werner-Welt beseelt, was man daran erkennen kann, daß die Dinge Gesichter haben. Sogar der dem Kühler vorgelagerte Kompressor des Bentleys, der bei Mißfallen schon mal den Ansaugrüssel rümpft. Nette Bildergags wie die Schweine von Bauer Horst, die vor der Fütterung mit Messern, Gabeln und Servietten ausgestattet sind, bei der Mahlzeit selbst dann aber doch die herkömmliche Freß-Methode vorziehen. Und für uns hat auch das norddeutsche Idiom einen gewissen Reiz. Wir mögen diesen näselnden, behäbigen Singsang ("Hööste Oisnbohn") einfach gerne hören, auch wenn manche der synthetischen Jugendslang-Wendungen ("Gehirnlösungsmittel" für klaren Schnaps) mehr als gesucht wirken.

Georg Steller