WAS TUN, WENNS BRENNT?

Links & lustig

Was aus den Hausbesetzern wurde

Sechs Berliner Jungs, Anfang 30, haben in der wilden Zeit der Hausbesetzungen, als Westberlin noch eine Insel war, fleißig auf Seiten der linken Aktivisten mitgemischt. Als Krönung ihres Schaffens drehten sie damals mehre dokumentarische Super8-Filme, wovon einer den Bau einer Brandbombe sowie deren Unterbringung in eine leerstehende Villa im Grunewald zeigt. 10 Jahre lang schlief der Blindgänger vor sich hin, bis er bei einer Hausbesichtigung hoch geht. Da zwei der sechs noch immer unter ärmlichen Verhältnissen an alter Wirkungsstätte wohnen und auch die Filme nicht vernichtet haben, gelangt die Polizei, welche routinemäßig die Domizile der üblichen Verdächtigen durchsucht, in den Besitz des brisanten Materials. Folglich bleibt nur wenig Zeit, bis es gesichtet wird, so dass die beiden aufrechten Linken die restlichen vier zusammentrommeln, um sich die Beweise wieder zu beschaffen.
Die wollen von ihrer Vergangenheit zunächst nichts wissen. Vier gebrochene Lebensläufe stellt Was tun wenn's brennt genüsslich vor, wobei der Chef einer Werbeagentur oder der Anwalt, dessen Kampfname "Terror" war, am eindrucksvollsten in Erinnerung bleiben. Hier pfeift der Film fröhlich das Satirelied vor sich hin, präsentiert zum Beispiel mit dem arschlochartigen Businessman ein amüsantes Zerrbild des neuen Marktes, um über die klassische Zielscheibe heutiger Kapitalismusgegner die Brücke zum einstigen linken Ideal zu schlagen. Aus seiner sentimentalen Perspektive heraus erzählt der Film deswegen auch nicht vom Verrat der Ideale, sondern vom Akzeptieren der eigenen Biographie. Die Hausbesetzungszeit war ein Riesenspass, und auch die Wiederbeschaffung der Filme kristallisiert sich nach anfänglicher Ablehnung als willkommenes Abenteuer heraus. Kurz aufkommende tragische Momente wie die Umstände, unter denen einer seine Beine verloren hatte, singt Was tun wenn's brennt mit einem Loblied auf die Freundschaft unter den Teppich. So bleibt eine distanzlose Innensicht der Problematik mit einem hohen Unterhaltungswert übrig.

Stefan Dabrock

BRD 2001. Regie: Gregor Schnitzler. Mit: Til Schweiger, Martin Feifel, Sebastian Blomberg, Nadja Uhl