WAS FRAUEN WOLLEN Macho im Weichspüler Für die Karriere versteht Mel Gibson sogar Frauen Gerade erst suhlte sich Mel Gibson als Der Patriot im Feindesblut (siehe Video), da kommt seine Männlichkeit erneut auf den Prüfstand. Das Schlachtfeld ist nicht die amerikanische Geschichte, sondern der immer währende Kampf der Geschlechter. Gibson spielt den zurückgebliebenen Super-Macho Nick Marshall, an dessen übersteigertem Ego der Feminismus vollkommen spurlos vorbeigezogen ist. Als sein Chef ihn bei der Beförderung übergeht und die smarte Darcy Maguire (Helen Hunt) als neue Vorgesetzte präsentiert, gerät der Schürzenjäger in die Krise. Statt Zigaretten und Schnaps sollen nun in der Werbeagentur Nylons, Wimperntusche und Enthaarungscreme an die Frau gebracht werden. Auf der verzweifelten Suche nach kreativer Inspiration probiert Nick volltrunken die komplette Produktpalette am eigenen Manneskörper aus. Nach Dustin Hoffmann ( Tootsie ), Nick Nolte ( Breakfast of Champions ) und Arnold Schwarzenegger ( Junior ) kommt nun auch endlich Mel Gibson zu seiner ersten Tuntenszene. Mit rot lackierten Nägeln, entfesseltem Eyeliner und aufgerissenen Strapsen tanzt er durch das Luxusappartment und landet mit eingeschaltetem Fön in der randvollen Badewanne. Was Männer nicht tötet, macht sie sensibler, und nach der unfreiwilligen Elektroschocktherapie kann Nick die Gedanken von Frauen lesen. Für den gestandenen Macho ist das zunächst ein Schock, denn er muss der grausamen Wahrheit ins Auge sehen, dass sich hinter dem höflichen Lächeln der Damen oft abgrundtiefe Abneigung verbirgt. Erst eine Therapeutin bringt ihn auf die Idee, die Last als Macht zu begreifen. Durch sein neugewonnenes Verständnis für das andere Geschlecht perfektioniert Nick nicht nur seine Verführungstechniken, sondern dringt auch in die Gedankenwelt seiner Chefin ein, um ihre Ideen für eine neue Werbekampagne zu plündern. Dumm nur, dass Nick sich bei seinen Ausflügen ins weibliche Bewusstsein in die Zielperson verliebt. Aber so ist nun einmal die Gesetzeslage im Genre. Darüber hinaus verpflichtet sich Nancy Meiers romantische Mainstream-Komödie auch zur Läuterung des Helden. Der frisch sensibilisierte Nick bewahrt eine graue Büromaus vor dem Selbstmord, tröstet seine vernachlässigte Tochter und bekommt zur Belohnung vom Drehbuch die geliebte Karrierefrau in die Arme getrieben. Nach einem vielversprechenden Auftakt stürzt sich die Komödie viel zu früh in hektische Happy-End-Vorbereitungen. Im ersten Drittel glänzt Mel Gibson als Macho-Karikatur durch beachtlichen Mut zur Lächerlichkeit. Dann siegen wieder die Image-Berater und verhindern die konsequente Dekonstruktion des Womanizers. Am Schluss ist Gibson fast so sensibel wie Kevin Kostner und wird als reformierter Chauvi in die postfeministische Gegenwart entlassen. Martin Schwickert What Women Want USA 2000 R: Nancy Meyers B: Josh Goldsmith, Cathy Yuspa and Diane Drake D: Mel Gibson, Helen Hunt, Marisa Tomei
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