WALL STREET - GELD SCHLÄFT NICHT Die Rückkehr der Gier Oliver Stones Fortsetzung des eigenen Hits »Wall Street« bleibt blass Acht Jahre hat Gordon Gekko (Michael Douglas) im Knast gesessen, als er im Jahr 2000 entlassen wird. Eine goldene Geldklammer ohne Geld und ein riesiges Mobiltelefon bekommt er vom Wärter ausgehändigt. Während ein Mitgefangener mit einer Stretchlimousine abgeholt wird, wartet auf den Börsenbetrüger niemand vor dem Gefängnistor. Dennoch kommt er wenige Jahre später mit seinem systemkritischen Buch "Ist Gier gut?" ganz groß raus. Gerade rechtzeitig, denn am Finanzhimmel braut sich die größte Krise seit den dreißiger Jahren zusammen. Der junge Aktienhändler Jake Moore (Shia LaBeouf) steckt mittendrin. Seine Pläne mit Spekulationsgewinnen ein Unternehmen aufzubauen, das eine neuartige umweltfreundliche Energiegewinnung erforscht, geraten ins Schwanken. Da erscheint ihm Gordon Gekko mit seinen profunden Kenntnissen über die Funktionsmechanismen der Börse schon fast wie ein Messias. Dass Gekko der Vater seiner Lebensgefährtin Winnie (Carey Mulligan) ist, die mit ihrem kriminellen Dad nichts mehr zu tun haben will, erschwert die Beziehung zu dem undurchsichtigen Mentor. Derweil steigt Jake in die große Investmentfirma ein, die aus der Krise kräftig Kapital schlägt. Indem Oliver Stone den jungen Börsianer, der idealistische Ziele verfolgt, aber auch von eigener Profitgier angetrieben wird, ins Zentrum stellt, versucht er einen frischeren Blick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zu werfen. Aber die interessantere Figur bleibt weiterhin Gekko, dessen nicht ganz uneigennützigen Absichten an der Wiederaufnahme familiärer Beziehungen und öffentlicher Systemkritik lange im Dunkeln bleiben. Zu wirklich neuen Erkenntnissen oder einer radikalen Analyse der gegenwärtigen Wirtschaftskrise findet Stone in seinem Börsenkrimi jedoch nicht. Da zeichnet sich der Aktien-Index ironisch über der Skyline von Manhattan ab, Seifenblasen fliegen metaphorisch über den Central Park in den Himmel, aber die schmerzhaften Folgen der Krise bleiben verborgen, weil der Film komplett in der Sphäre des Geldes und in den holzgetäfelten Wohnzimmern der Millionäre angesiedelt ist. Stone flüchtet sich lieber ins Familiäre, sucht in der verkorksten Vater-Tochter-Beziehung eine emotionale Tiefe, weil er mit der politischen Analyse selbst nicht vom Fleck kommt. Da hätte man von einem der kritischsten Geister des amerikanischen Mainstream-Kinos mehr erwartet. Martin Schwickert Wall Street: Money never Sleeps. USA 2010 R: Oliver Stone B: Allan Loeb, Stephen Schiff K: Rodrigo Prieto D: Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin
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