WÄCHTER DES TAGES

Am Puls der Zeit

Die wahren Weltherrscher sind weiter im Clinch

Als verstörende Mischung aus Herr der Ringe und Matrix wurde Wächter der Nacht bezeichnet, ein SF-Film, mit dem das russische Action-Kino 2005 einen Achtungserfolg erzielte. Trotz seiner reichlich verwirrenden Handlung begeisterte der Film das nach Innovationen lechzende Fantasypublikum.
Der Nachfolger Wächter des Tages setzt die Geschichte um Anton und seine Lichtgestalten ansatzlos fort. Dabei fügt er die Teile zwei und drei der nicht minder erfolgreichen Romane zu einem finalen Showdown zusammen.
Ein knappes Jahr ist vergangen, seit Antons Sohn zur dunklen Seite überlief und dadurch das Gleichgewicht der Mächte zugunsten der Nachtwesen verlagerte. Anton (Konstantin Khabensky) stemmt sich seither tapfer gehen die feindliche Übermacht. Die junge Svetlana (Mariya Poroshina) unterstützt ihn dabei tatkräftig. Doch dann kommt es zu zwei Todesfällen, die Anton in eine finstere Intrige hineinziehen. Der schwelende Konflikt zwischen den Wächtern des Tages und den Hütern der Nacht droht zu eskalieren.
Wer Wächter der Nacht verwirrend fand, dürfte in hier endgültig den Durchblick verlieren. Erneut prasseln die Eindrücke und Handlungsstränge lichtblitzartig auf den Zuschauer ein. Nur wer es schafft, sich vollständig in der alptraumhaften Atmosphäre zu verlieren, wird die wilde Mischung aus apokalyptischer Endzeitstimmung und Magie vorbehaltlos genießen können. Die russische Fantasywelt ist nicht so einfach zu ergründen wie das amerikanische Popcornkino. Dafür entfaltet sie ihren ganz eigenen Charme.
Nichtsdestotrotz orientiert sich Wächter des Tages wie sein Vorgänger an den technischen Standards des Weltmarkts. Dabei wurden jetzt sogar die Untertitel der internationalen Kinofassung in noch nie gesehener Form in die Handlung mit einbezogen. Die Schrift pulsiert im Herzschlag ihres Sprechers oder verfärbt sich je nach dessen Gemütszustand in eine andere Farbe. Das sollte sich das Publikum nach Möglichkeit nicht entgehen lassen.
Darüber hinaus haben die russischen Produzenten inzwischen gelernt, besser mit dem Thema Product Placement umzugehen. Das ungenierte Werben für schnell löslichen Kaffee und andere Konsumgüter sorgte im ersten Teil noch für zahlreiche Lacher. Jetzt lenkt nichts mehr von der eigenwilligen Handlung ab.

Oliver Zimmermann

Dnevnoy dozor. Russ 2006 R & B: Timur Bekmambetov. K: Sergei Trofimov D: Konstantin Khabensky, Mariya Poroshina, Vladimir Menshov, Galina Tyunina