VOLL GEPUNKTET
Alles nur geklaut
Müde Teenie-Komödie mit Scarlett Johansson
SAT - in den USA steht diese Buchstabenkombination für Scholastic Aptitude Test, einen standarisierten Einstufungstest für das amerikanische College-System. Die Punktezahl in diesem nationalen Intelligenztest, den jährlich über eine Millionen angehende Studenten durchlaufen, ist entscheidend für den weiteren Karriere- und Lebensweg. Das muss man wissen, um die Aufregung zu verstehen, die in Brian Robbins Voll gepunktet um den Diebstahl der SAT-Unterlagen durch sechs beherzte Teenager herbeiinszeniert wird.
Wie zuletzt in Drumline, der sich mit den Sorgen und Nöten von Pausentrommlern einer amerikanischen Footballmannschaft beschäftigte, fragt man sich auch bei Voll gepunktet: Welche Relevanz hat dieses Thema bitte schön außerhalb des Hoheitsgebietes der USA? Aber das sind die undurchdringlichen Gesetze von Filmexport und Lizenzhandel, die immer wieder entbehrliche US-Dutzendware in die europäischen Kinos pumpen.
Ethnisch korrekt gemischt werden die Stereotypen in Stellung gebracht. Zu den beiden High-School-Kumpels Kyle (Chris Evans) und Matty (Bryan Greenberg) gesellen sich Klassenstreberin Anna (Erika Christensen), Schulvamp Francesca (Scarlett Johansson), der schwarze Basketball-Profi Desmond (Darius Miles) und - für die geregelte Humorversorgung - der Asia-Kiffer Roy (Leonardo Nam). Gemeinsam bricht das Sextett in die hochgesicherte Zentrale ein, um die Testergebnisse zu entwenden.
Die Coup-Dramaturgie kippt jedoch schon bald ins Didaktische, wenn die sechs Jugendlichen die Antworten auf die Testfragen in Ermangelung des passenden Passwords im Kollektiv selbst erarbeiten müssen und schließlich in der Prüfung sogar auf ihre Spickzettel verzichten. Immerhin: Im Verlauf des Einbruchs bleibt für jede Figur genug Zeit, die persönlichen Zukunftsvorstellungen zu erörtern, was jedoch eher Rückschlüsse auf die schlechte Ausbildung der Drehbuchautoren als auf den Seelenzustand der US-Jugend zulässt.
Während die männliche Mehrheit des Ensembles farblos durch die Geschichte schlurft, verleihen Scarlett Johansson (Lost in Translation) und Erika Christensen (Traffic) dem unterambitionierten Filmprojekt unverdienten Glanz. Beide spielen ungeliebte Töchter aus gutem Hause, die sich dem Leistungsdruck entziehen. Über die frustrierte Lebensgier, die sich in ihren Augen widerspiegelt, hätte man auch gerne etwas aus dem Drehbuch erfahren. Scarlett Johansson gibt ihrer Figur weit mehr Format als es der Film verdient. Eigentlich passt sie gar nicht mehr hinein in dieses Teenie-Setting, nachdem man ihr in Lost in Translation beim Erwachsenwerden zusehen konnte.
Martin Schwickert
Perfect Score. USA 2004. R: Brian Robbins B: Mark Schwahn, Marc Hyman and Jon Zack K: Clark Mathis D: Erika Christensen, Chris Evans, Bryan Greenberg, Scarlett Johansson
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