VINCENT WILL MEER

Neurotiker unterwegs

Eine Komödie mit Ausfällen

Ich habe einen Clown im Kopf, der mich dazu bringt, genau das zu sagen und zu tun, was ich nicht will" - so beschreibt Vincent seine Krankheit. Wenn die Tics kommen, zuckt er am ganzen Körper und spuckt Wörter wie "Arschloch" oder "Tittenfick" heraus. Das Tourette-Syndrom ist eine besonders hinterlistige Fehlfunktion des Gehirns. Die kurzen wortgewaltigen Ausbrüche verstören die Mitmenschen, weshalb Vincent mit seiner Mutter bis ins Erwachsenenalter hinein ein sehr zurückgezogenes Leben geführt hat.

Als die Mutter stirbt, schiebt der Vater (Heino Ferch) den Sohn in ein Therapiezentrum ab. Dort lernt er Marie (Karoline Herfurth) kennen, die an Magersucht leidet. Nach einem Streit mit der Heimleiterin überredet Marie ihn zur Flucht. Der Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer) drängt sich dem flüchtenden Paar auf, und los geht es Richtung Süden.

In Vincent will meer entwirft Ralf Huettner ein Psychiatrie-Road-Movie, das die Erkrankungen seiner Figuren auf unterhaltsame Weise ernst nimmt. Hauptdarsteller Florian David Fitz, der hier auch sein Drehbuchdebüt gibt, findet einen souveränen Umgang mit den Macken seiner Figuren.

Verfolgt wird das ungleiche Trio von der Psychologin und dem Vater, die leider weitaus weniger differenziert gezeichnet werden. Vor allem Heino Ferchs Figur des Rabenvaters, der sich als Kommunalpolitiker zunächst nur um seinen guten Ruf sorgt und durch seine Reisebegleiterin wieder elterliche Sensibilität und Verantwortungsgefühl entwickelt, wirkt so, als hätte man sie aus der Mottenkiste deutscher Vorabendserien herausgekramt.

Martin Schwickert

D 2010 R: Ralf Huettner B: Florian David Fitz K: Andreas Berger D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Heino Ferch