VERBRECHEN VERFÜHRT

Hohe Hacken

Don't mess with Misses

Mel Smith hat Mr. Bean ins Kino und nach Kalifornien gebracht, Kim Fuller hat das Drehbuch des Spice Girls -Films geschrieben - beides keine Großtaten. Aber nun zeigen die Engländer, wie man um zwei Hollywood-Schnepfen ein very britisches Buddy-Movie anlegt. Und heraus kommt eine Art "Oceans Eleven" für Mädchen.
Minni Driver ist eine unscheinbare Krankenschwester (in einem sauteuren Maß-Kittel von Vivienne Westwood), die in einem Anfall von Selbständigkeit ihren Lover vor die Tür setzt. Mary McCormack ist eine schlechte Schauspielerin, die beim Synchronisieren von Zeichentrick-Tomaten ihre künstlerische Krise kriegt. Beide schmeissen sich entschlossen auf hohe Hacken, ziehen mal so richtig schwesterlich um die Häuser, und tappen irgendwie in ein Ganoven-Telefonat. Jemand klaut ein paar Millionen, und unsere Mädels haben die Nummer.
Natürlich glaubt die Polizei ihnen kein Wort, natürlich stöckelt das Girls-Team nach ein paar moralischen Bedenken auf die schiefe Bahn und erpresst aus der Telefonzelle heraus die Diebe. Erst ungelenk ("Soll ich Wixer sagen? Oder kommt Sackratte besser?"), dann zunehmend mit Spaß am Auftritt neben der Rollen-Norm, verheben sich Minnie und Mary an der ganzen bösen Unterwelt. Eine erste Geldübergabe geht grässlich schief, ein unbeteiligter Passant wird übel angeschossen, und der Komödien-Ton schräbbelt etwas. Mal absurdeste Brit-Sub-Plots (der distinguierte Boss der Erpressten trinkt Tee im Garten - und ballert mit der MP auf ein Kaninchen), mal sorgfältig vorbereitete Motiv-Übernahmen (Marys Tomaten-Synchro hilft später, den richtigen "Ich hab dich an den Eiern"-Ton zu finden). Mal schnelle freche Sprüche, mal ganz langsam angeschrägte Nebenfiguren. Besonders zwei Polizisten treten die Slow-Burn-Bremse, die beim Bruch-Ermitteln überall auf "eine Blonde und eine Brünette" stoßen, aber Minnie und Mary live nie erkennen.
Es gibt jede Menge Verwicklungen, es gibt jede Menge Zitate (vor allem aus der großen englischen Krimi-Zeit: Get Carter oder die Postraub-Filme), es gibt einmal sogar eine 6Ts-Style-Montage-Sequenz mit einer in viele Einzelbilder aufgeteilten Leinwand und einem coolem Soundtrack darunter ... und dann fällt einfach auch mal bloß ein Bauer in einen Kuhfladen. High Heels and Low Lifes sieht aus, als hätte Harry Palmer die Monty Pythons wiederbelebt. Aber er funktioniert auch, wenn man die Anspielung nicht versteht.

WING

High Heels and Low Lifes. GB/USA 2002, 86 Min., R: Mel Smith, B: Kim Fuller, K: Steven Chivers, D: Minnie Driver, Mary McCormack, Kevin McNally, Michael Gambon