»VERBORGENES FEUER« Herz im Winter Sophie Marceau lehrt den Adel Respekt Mal ehrlich: Haben wir sie nicht langsam satt, diese homogene Masse von prachtvollen Kostümdramen, die mit der Pseudoemanzipation ihrer Hauptdarstellerinnen kokettieren und das strenge Korsett gesellschaftlicher Konventionen beklagen, ohne aber auf deren Ursprüngen und Entwicklungen einzugehen? Ausgerechnet an diesem Punkt der Resignation kommt mit Verborgenes Feuer ein wenig spektakulärer Film in unsere Kinos, der zur Ehrenrettung eines ganzen Genres beitragen könnte. Wacker erholt von ihrem Kostümflop Anna Karenina kennt Sophie Marceau als mittellose Schweizerin Elisabeth Laurier im England des letzten Jahrhunderts die Probleme ihrer gesellschaftlichen Stellung. 1837 zeugte sie zur Tilgung ihrer Familienschulden dem Aristokraten Charles Godwin als Leihmutter eine Tochter. Fast acht Jahre später läßt sie sich nun auf Godwins Landgut als Gouvernante anstellen. Es dauert nicht lange, bis der Hausherr in Elisabeth die Mutter seiner Tochter erkennt und erneut Gefühle für sie aufkommen läßt, welche er bereits damals nur mühsam unterdrücken konnte. Aus dieser Situation und der Tatsache, daß Amy genauso stur und hartnäckig wie ihre Mutter sein kann, zieht dieses Beziehungsgeflecht seine Spannung. Die offenkundige Berechnung, mit der es Elisabeth erreicht, möglichst lange und in der Nähe ihrer Tochter zu sein, hält sie ebenso geschickt verborgen wie ihre wirklichen Gefühle. Sophie Marceau geling dieses Wechselspiel von Stärke und vermeintlicher Schwäche ausgezeichnet. William Nicholson inszeniert sein eigenes Drehbuch in einer äußerst stilvollen, dezent gestalteten Kulisse, deren Schauwerte niemals den Blick auf die Figuren verdecken. Dirk Steinkühler
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