VENUS & MARS Bring den Müll raus!
Liebe nach Sternzeichen. Ein Film so dumm wie die Astrologie. Im Städtchen "Himmelsgarten" (obacht, Bedeutung!), namentlich quasi als Vorhof zum glückseligen Elysium abgestempelt, treffen vier Frauen, die alle früher dort gelebt haben und ihr Glück in Form der großen Liebe noch nicht gefunden haben, anlässlich einer Beerdigung zusammen. Und da Venus und Mars gerade günstig stehen, wird ihnen das Schicksal heftig zuwinken. Die Frage ist nur: Winken sie zurück oder greifen sie zu? Die Vorstellung von Romantik erschöpft sich bei Venus & Mars in Szenarios, die entweder bestens in einem Buch mit dem Titel "50 Wege garantiert jede Frau ins Bett zu kriegen" passen würden oder aber dem Ausdruck "Mich trifft der Schlag" eine ganz neue Bedeutung geben. So muss der Tramp der Landstraße, welcher sich dann auch noch in bester Kolportage-Tradition als reicher Sprössling entpuppt, nicht nur die lauen Sommernächte am Lagerfeuer schlafen, sondern dort auch noch eine zarte Melodie auf der Mundharmonika blasen, ehe sich Kay zum Sex hinreißen lässt. Es braucht eben einen gewissen Aufwand, um einen psychologischen Schutzpanzer zu durchbrechen, und Musik sagt schließlich mehr als tausend Worte, wie wir alle wissen. Kommentiert wird die Szene, welche nicht weniger tut als aus Liebe bzw. Romantik ein albernes Kasperletheater zu machen, mit der "Achtung, gefühlvoll!"-Einstellung der Himmelskonstellation aus Venus, Mars und Mond, die immer dann genauso subtil eingesetzt wird, wie es Ed Wood mit seinem Blitz zur Kennzeichnung von Dramatik bei Glen or Glenda vorgemacht hat. Besonders putzig war es, als Celeste mit hochhackigen Schuhen zwei Müllbeutel schleppend über den Asphalt stolpert und dann vor ihm steht: einem Müllmann. Ganz gebannt von der stattlichen Erscheinung, die in erotischem Orange gewandet nur mühsam gebändigt werden kann, weiß sie es: Das ist der Richtige. Venus & Mars ist die Art Film, die niemand braucht und die daher regelmäßig von TV-Anstalten co-produziert wird. So auch hier. Irgendwie müssen sich die lästigen überschüssigen Gebühren doch verbraten lassen!
Stefan Dabrock
BRD 2000. R: Harry Mastrogeorge. B: Ben Taylor. K: Martin Fuhrer. D: Daniela Lunkewitz, Lynn Redgrave, Michael Weatherly, Ryan Hurst
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