Lady Vegas

Spieler

Ein solides Gambler-Drama von Stephen Frears

Ähnlich wie seine Kollege Woody Allen oder Claude Chabrol gehört auch der britische Regisseur Stephen Frears zu den unermüdlichen Kinoarbeitern. In den mehr als vierzig Jahren seines Schaffens hat Frears fast jedes Jahr einen Film herausgebracht. Darunter waren Kultfilme wie Mein wunderbarer Waschsalon (1985) und Meisterwerke von nachhaltiger Wirkung wie Gefährliche Liebschaften (1988) oder The Queen (2006). Dazwischen tummelten einige misslungene Werke, sehr viel gesundes Mittelmaß und Filme wie zuletzt Immer Drama mit Tamara (2010), die als unterhaltsame Fingerübung eines Regisseurs durchgehen, der immer in Bewegung bleiben muss, um irgendwann plötzlich wieder einen großartigen Film zu landen.

Davon ist Frears' neue Regiearbeit Lady Vegas weit entfernt. Nach der autobiografischen Literaturvorlage von Beth Raymer begibt sich der Film in die Welt der Buchmacher und Wettbüros von Las Vegas. Beth (Rebecca Hall) hat ihre Existenz als Stripperin in Tallahassee, Florida, hinter sich gelassen, weil sie davon träumt, in der Glücksspielmetropole eine Karriere als Cocktail-Kellnerin einzuschlagen. Die junge Frau aus der Provinz hat ein großes Herz, einen beeindruckenden Redefluss und ist selbst für die Witterungsverhältnisse im Wüstenstaat Nevada recht knapp bekleidet. All das entgeht dem Wettbürobetreiber Dink (Bruce Willis) nicht, und gefangen von ihrer reizvollen Naivität stellt er sie in seiner kleinen Firma ein, die mit professionellen Sportwetten Bündelweise Geld verschiebt.

Überraschenderweise erweist sich die arglose Neueinsteigerin als Naturtalent im schnellen Jonglieren mit Einsätzen und Gewinnchancen. Sie wird zu Dinks Glücksbringerin und wäre auch zu weit mehr bereit. Aber der Chef ist mit der ehemaligen Showdiva Tulip (Catherine Zeta-Jones) verheiratet, die nicht daran denkt, ihre Ehe von so einem jungen Ding ruinieren zu lassen und die fristlose Kündigung der Konkurrentin erwirkt.

Beth fängt bei dem hyperaktiven Buchmacher Rosie (Vince Vaughn) in New York an, wo das Wettgeschäft gesetzlich verboten ist. Schon bald steckt sie knietief in Schwierigkeiten und braucht Dinks Hilfe. Lady Vegas ist auf eine eher plätschernde Weise recht unterhaltsam, wobei es Frears nicht gelingt, die Faszination Glücksspiel, der im Genre der Las-Vegas-Filme für gewöhnlich eine große Bedeutung zugemessen wird, adäquat in Bild zu fassen. Die spektakulären Aufnahmen aus den Casinos fehlen. Hier wird in schmucklosen Wettbüros und auf Parkplätzen über die Wege zum Glück im Spiel und in der Liebe gerungen.

Kein Glamour nirgends - außer wenn Catherine Zeta-Jones die Bühne betritt und als verwittertes Revuegirl die mondänen Seiten des Lebens in der Casino-Stadt erahnen lässt. Wie schon zuletzt in Rock of Ages beweist Zeta-Jones auch hier als Nebenfigur komödiantische Grandezza und glänzt gleichzeitig in der dramatischsten Szene des Films, in der die Ehe zwischen Dink und Tulip von allen ironischen Brechungen befreit wird und als große, aufrichtige Liebe erstrahlt. Auch Rebecca Hall ist fabelhaft als vermeintlich naive Unschuld, die mit den Herausforderungen ihrer neuen Existenz zunehmend an Format gewinnt. Das sichtlich vergnügt aufspielende Ensemble rettet die etwas schleppende Geschichte, die aus den Höhen und Tiefen des Glückspielbetriebes keinerlei Erkenntnisgewinn erzielt.

Martin Schwickert

Lay the Favorite USA 2012 R&B: Stephen Frears K: Michael McDonough D: Bruce Willis, Rebecca Hall, Catherine Zeta-Jones