UNTER BAUERN

Im Schatten

Eine Jüdin versteckt sich vor den Nazis auf einem Hof

Wer Veronica Ferres in der Rolle der jungen Marga für eine Fehlbesetzung hält, dem sei verraten, dass die blonde Marga Spiegel ihr in jungen Jahren tatsächlich ähnlich sah. Marga Spiegel wurde während des Zweiten Weltkriegs samt Mann und Tochter von westfälischen Bauern auf Höfen im südlichen Münsterland versteckt und so dem Zugriff der Nazis entzogen.

Während ihr Mann jahrelang in seinem Versteck untertauchen musste, konnte die "arisch" aussehende Marga mit ihrer Tochter am Hofleben teilnehmen - Fremden als "Ausgebombte aus Dortmund" vorgestellt. Im zerstörten Münster gelang es ihr, sich offizielle Papiere zu erschwindeln. Ostern 1945 endete ihre Schattenexistenz durch den Einmarsch der Alliierten.

Ausgerechnet dort, wo der Film besonders übertrieben scheint, ist er am realistischsten. Zum Beispiel in der Szene, wo der im Handschuh versteckte Judenstern einer Festgesellschaft vor die Füße fällt. In Wirklichkeit war es noch viel dramatischer.

Unnötig war der Autoreneinfall von der Lovestory zwischen dem verblendeten Hitlerjungen und dem geläuterten BDM-Mädel. Stattdessen hätte das Drehbuch besser eine Passage aus Spiegels Aufzeichnungen aufnehmen können, die nicht umgesetzt wurde: Um keinen Verdacht zu erregen, hatte Marga Spiegel damals vor ihrer deutschen Umgebung besonders eifrig die überzeugte Parteigenossin gespielt und wurde deswegen von den Nachbarn als "Naziweib" gemobbt.

Auch wenn der Film manchmal plakativ wirkt, er transportiert die Quintessenz aus Marga Spiegels Erinnerungen: Leid kann man nicht aufrechnen und Anständigkeit ist keine Frage der Nationalität.

Das zeigt sich, als Marga Spiegel einerseits die rauchenden Ruinen von Münster als persönliche Genugtuung empfindet, andererseits tief erschüttert ist, als der Sohn der Bauernfamilie an der Ostfront fällt.

Carsten Krystofiak

D 2009 R: Ludi Boeken B: Otto Jägersberg, Imo Moszkowicz K: Daniel Schneor D: Veronica Ferres, Achim Rohde, Kia Hoensbroech, Martin Horn