UNBREAKABLE
Unkaputtbar
Bruce Willis in der ZwischenweltGanze 600 Millionen Dollar spielte M. Night Shyamalans spirituelles Schauermärchen The Sixth Sense ein. Danach sprach jeder über das Ende, das alles noch einmal auf den Kopf stellte. Darüber, dass man der erträumten Parallelwelt eines Toten auf den Leim gegangen war und das Jenseits mit dem Dieseits verwechselt hatte. Genau ein Jahr später wird mit Unbreakable schon der nächste Film des jungen Regiestars auf den Markt geworfen: wieder die blau-kalte Kulisse Philadelphias, wieder der jenseitig dreinblickende Bruce Willis und ein kleiner Junge, der der Wahrheit genau ins Auge sehen kann.
Als einziger überlebt David Dunn (Bruce Willis) völlig unverletzt ein schweres Zugunglück, das 131 Menschenleben fordert. Wenig später findet er unter dem Scheibenwischer eine Karte mit einer einfachen Frage: "Wann warst Du das letzte Mal krank?".
Die Nachricht kommt von dem gut betuchten Comic-Händler Elijah Price (Samuel L. Jackson), der an einer unheilbaren Krankheit leidet, die seine Knochen schon beim kleinsten Sturz zersplittern lassen. Price ist von der Idee besessen, dass es zu seiner eigenen zerbrechlichen Existenz ein Gegenstück geben muss. In Dunn glaubt er endlich den unzerbrechlichen Superman gefunden zu haben, den er bisher nur in seinen mythischen Comicwelten sehen konnte. Der frustrierte Wachmann Dunn fühlt sich jedoch keineswegs zum Heldentum geeignet. Schon lange leidet er an Depressionen, mit seiner Frau Audrey (Robin Wright Penn) spricht er nur noch in schleppenden Halbsätzen, und sein Job als Ordner in einem Football-Stadion ödet ihn an. Widerwillig beginnt er seine übernatürlichen Fähigkeiten zu erforschen. Sohn Joseph (Spencer Treat Clark) hingegen hat das Heldenpotential des Vaters längst erkannt und will mit der Schusswaffe dessen Unverwundbarkeit überprüfen.
Gute Regisseure können auch durchgeknallte Geschichten glaubhaft erzählen. M. Night Shyamalan nimmt sich dafür alle Zeit der Welt. Er serviert seine Mystery-Story in kleinen Häppchen und läßt stets genug Raum für Spekulationen. Keine Schockeffekte durch schnelle Schnittfolgen, sondern ruhige Einstellungen, die sich langsam an das Wesentliche heranzoomen. Deutlicher als in The Sixth Sense kommt Shyamalans somnambuler Kamerastil zur Geltung, der die Bilder der weltentfremdeten Stimmung seines Protagonisten anpasst. Alltägliches gleitet bruchlos in eine spirituelle Rätselhaftigkeit, der sich auch völlig diesseitige Zuschauerkreise nicht entziehen können. Dass sich ausgerechnet ein unkaputtbarer Actionveteran wie Bruce Willis in einen Comichelden wider Willen verwandeln muss, ist eine amüsante Fussnote in diesem erfrischend unironischen Horrorfilm.
Martin Schwickert
USA 2000 R&B: M. Night Shyamalan K: Eduardo Serra D: Bruce Willis, Robin Wright Penn, Samuel L. Jackson, 107'
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