FEINDLICHE ÜBERNAHME

Haussteiger

Carl Schenkel will nach »Abwärts« diesmal aufwärts

Ein Frankfurter Büroturm als Eigernordwand - das ist der Clou des Thrillers Feindliche Übernahme des Schweizer Regisseurs Carl Schenkel. Politthriller meets Bergsteigerdrama, und wenn keine Alpen da sind, dann tun es eben auch von Menschen erbaute Erhebungen. Als Berg, der gestürmt werden will, fungiert hier die Firmenzentrale der Althan AG. Die will am nächsten Tag ihre mit einer neuen Technologie ausgestatteten Kraftwerke anwerfen, die an zehn Standorten in der Dritten Welt stehen. Das passt der rechtsradikalen NZP aber nicht ins Konzept, denn deutsche Firmen sollen gefälligst nur Deutschen Arbeit geben. Also planen die wohltuend dummen Nazis einen Anschlag.

Jetzt kommen die Bergsteiger ins Spiel, denn der einzige nicht alarmgesicherte Zugang zum Gebäude ist ein Lüftungsschacht, beeindruckende 42 Stockwerke über der Straße. Außerdem benötigt der braune Mob noch ein paar Althan-Insider, die kurzerhand als Geiseln genommen werden.

"Wenn Du Kendo kämpfst, musst Du Kendo denken!", sagt Willi Konrad an einer Stelle zu Robert Fernau, nachdem er ihn erneut auf die Matte geschickt hat. Wenn Du Drama denkst, musst Du Drama machen, könnte die Antwort. Zwar hat der Film mit atmosphärestarken Bildern einer deutschen Großstadt und mit Abhängigkeiten aus alten Seilschaften der DDR-Vergangenheit seine dramatische Figurenkonstellation gut etabliert. Aber die angerissenen Thematiken wie Nazis und Seilschaften bleiben skizzenhaft verpuffte Restsplitter eines flüchtigen Mediengedächtnisses.

Stefan Dabrock

BRD 2000. R: Carl Schenkel K: Egon Werdin. B: Nikolai Müllerschön. D: Thomas Kretschmann, Désirée Nosbusch, Klaus Löwitsch, Martin Semmelrogge, Hans-Peter Hallwachs.