Star Trek Into Darkness Out of Area Die junge Kirk-Crew zieht nach Afghanistan; oder so... Als J.J.Abrams das Ruder der U.S.S. Enterprise 2009 übernahm, war es keineswegs eine ausgemachte Sache, dass sich der Star Trek-Mythos noch einmal wiederbeleben ließ. Mit dem sicherlich nicht neuen, aber effizient eingesetzten Taschenspielertrick des Prequels, in dem die Geschichte über ihren Anfang hinaus zurückgespult wurde, sorgte Abrams für eine aufgefrischte Wiederbelebung des Klassikers, die eingeschworene Fans mit Vertrautem bediente und gleichzeitig mit den Werkzeugen des modernen High-Tech-Kinos in neue Publikumsgalaxien vorstieß. Nachdem die Jungfern-Fahrt weltweit 385 Millionen Dollar eingespielt hat, legt Abrams nun mit Star Trek Into Darkness nach und präsentiert die neue Kinofolge in feinster IMAX und 3D-Technologie. Schon in der Eröffnungssequenz lässt der Film seine Muskeln spielen, wenn er Kirk (Chris Pine) und seine Gefolgsleute in einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd durch eine fantastische Dschungellandschaft schickt und Spock (Zachary Quinto) sich zeitgleich in das Innere eines Vulkans hinabstürzt, um dessen alles vernichtenden Ausbruch zu verhindern. Aus den Tiefen des Ozeans steigt die Enterprise auf, um den Vulkanier in letzter Sekunde zu retten. Sein Leben verdankt Spock dem hitzköpfigen Kapitän, der dafür die elementarsten Regeln der Sternenflotte verletzt hat. Statt Dank muss sich der kühne Retter jedoch nur die Vorwürfe des emotionslosen Vulkaniers anhören und der Zwist zwischen Spock'scher Vernunft und Kirk'schem Draufgängertum wird erneut zum gruppendynamischen Treibstoff innerhalb der jungen Crew. Derweil erreicht der Terrorismus auch das Star Trek-Universum, als ein hochbegabter Bösewicht erst das Archiv und danach das Hauptquartier der Sternenflotte in die Luft gehen lässt, um sich dann ausgerechnet nach Kronos zu flüchten, wo die Klingonen als altgedienten Erzfeinde leben. Obwohl der Out-of-Area-Einsatz einen neuen Krieg heraufbeschwören könnte, wird die Enterprise mit neu entwickelten Raketen bestückt und nach Kronos geschickt, um den Terroristen unschädlich zu machen. Zum ersten Mal geht das Entdeckungs- und Forschungsschiff auf eine kriegerische Mission und schon bald müssen Kirk und seine Crew feststellen, dass die Gefahr des Terrors nicht von außen kommt. In Star Trek Into Darkness wird der Pazifismus und die rechtsstaatliche Moral der Enterprise-Besatzung auf eine harte Probe gestellt. Kirk hat alle Hände voll zu tun sich nicht in einen Krieg gegen den Terror hineinziehen zu lassen. Anstatt den undurchsichtigen Bösewicht John Harrison (hervorragend: Benedict Cumberbatch) wie befohlen mit einem Raketensprengkopf zu eliminieren, bringt er den Terroristen als Gefangenen an Bord und muss zeitweise sogar mit dem gefährlichen Übeltäter kooperieren, um größere Gefahren abzuwenden. Abrams und seine Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman halten die Grenzen zwischen Gut und Böse beständig im Fluss, was die Angelegenheit sehr spannend, wenn auch zeitweise etwas unübersichtlich werden lässt. . Zwischen den zahlreichen Kampfhandlungen werden auf sehr amüsante und zuweilen sogar recht melodramatische Weise die Verhältnisse im komplexen Beziehungsdreieck zwischen Kirk, Spock und Uhura (Zoë Saldana) geklärt. Mitten während des Feuergefechtes erörtert der Vulkanier in feinster rationaler Diktion, wann und warum er sich dazu entschieden hat, nichts mehr fühlen zu wollen. Aber wenn im Finale Kirk nach einem selbstlosen Einsatz im radioaktiven Reaktor des Raumschiffes zu sterben droht, kommt es dennoch zu rührigen Seifenoperszenen zwischen dem Kapitän und seinem ersten Offizier. Abrams handhabt das unterhaltsame Wechselspiel zwischen Beziehungsarbeit und Kampfgetümmel vollkommen souverän. Allein bei den 3D-Effekten dreht der Film zu sehr auf und macht die schwierige Mission der Enterprise auch für die Zuschauer in den vorderen Reihen zu einer echten Bewährungsprobe. Martin Schwickert USA 2013 R: J.J.Abrams B: Roberto Orci, Alex Kurtzman K: Daniel Mindel D: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoë Saldana
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