THE TREE

Im Garten Gottes

Trauer und Hoffnung in den Armen eines starken Baums

Peter baut Fertighäuser in Australien und liefert sie per Schwerlaster aus. Das gibt ein lustiges und sozusagen im Vorbeifahren tiefsinniges Bild, wenn der überbreite Transport der neuen Heimat kleine Bäume am Wegesrand einfach umsäbelt.

Dann kriegt Peter den schönsten Herzinfarkt der jüngeren Filmgeschichte. Er sitzt am Steuer seines Pick Up, seine Tochter Simone steht auf der Ladefläche, er fasst sich an den linken Arm, sie juchzt, weil der Wagen spannend vom Weg weg holpert, und langsam, ganz langsam, sanft beinahe, rollt das Auto in die Arme eines riesigen Feigenbaums im Garten. Vater tot, Tochter traurig, Baum etabliert.

Und ein Regiestil, mit dem Julie Bertucelli den ganzen Film über streng realistisch tun kann, nur Dinge zeigt, die es wirklich gibt, und hinter jeder knarrenden Planke und jedem knuddelig über Trümmer hüpfenden Baby-Känguruh etwas Tieferes auszuplaudern scheint.

Im Baum jedenfalls findet Simone schnell einen Freund. Rund um ihn herum arrangiert Julie Bertucelli kleine, ruhige Bilder einer Familie im Wiederaufbau, später im Streit, noch später im Aufbruch. Die Witwe Dawn ist naturkantig und erstmal depressiv, die Tochter ist süß und viel zu klug. "Man muss sich entscheiden", sagt sie schon früh im Film, "ob man glücklich sein will oder traurig. Ich will glücklich sein. Und ich bin es."

Das klingt wie Kitsch, sieht aber glücklicherweise nicht so aus. Man nimmt es Simone sogar ab, dass ihr toter Vater sich irgendwie im großen Baum reinkarniert hat und man nimmt es dem Baum bald sogar ab, dass er eifersüchtig auf Dawns neuen Freund ist.

Dabei lässt die Regisseurin eigentlich keinen Zweifel daran, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Nur für Simone, das Kind mit den coolen Erwachsenensprüchen, hängt alles mit Papa und dem Baum zusammen. Sie wohnt schließlich sogar in seiner Krone, wohl weil das einfache Entscheiden zum Glück doch nicht geklappt hat. Sie verteidigt ihr altes Leben gegen den neuen Freund der Mutter, der den morschen Baum umsägen will, weil er aufs Haus zu fallen droht. Aber am Ende lernt sie dann doch, dass Gott notfalls mit Wirbelstürmen gärtnert und dass neue Bäume zu pflanzen eine gute Tat ist.

Ein Film für Blumengießer, sicherlich, aber er hält seinen grünen Daumen doch ziemlich zurück. Und außerdem sieht Charlotte Gainsbourg mit Heimaterde an der Backe hinreißend aus, und Morgana Davies gibt genau die clevere Tochter, die jeder gern im Garten hätte.

Wing

F/Aus/D/I 2010 R: Julie Bertucelli B: Julie Bertucelli, Elizabeth J. Mars K: Nigel Bluck D: Charlotte Gainsbourg, Marton Csokas, Morgana Davies