»UNITED TRASH«

Umgefallen

Das teuerste dürfte das Rückflugticket des Teams aus Afrika gewesen sein.

Herr Schlingensief ist ein begabter Mann: Er kann sich und seine Filme so verkaufen, daß alle Talkshowmaster denken: Den Mann müssen wir reden lassen. Er hat dann zwar letztlich nix zu sagen (wie seine Filme), aber das macht er mit einem gewissen muffeligen Jungen-Charme, daß sich alle wundern, warum der nette junge Mann so eklige Filme macht. Tatsächlich ist auch der letzte Schlingensief eigentlich ein überdrehter Fall fürs Autokino: Man fährt hin um zu Knutschen und ab und zu einen Blick auf die Leinwand zu werfen, wo man der Handlung eh nicht folgen kann. United Trash kommt dem sehr entgegen, denn die wirre Geschichte um UNO, Afrika und Jesus Panne (der heißt so) hangelt sich eh an den - und das ist das attraktivste daran - Nacktauftritten der Ex-Russ Meyer- und Porno-Aktrice Kitten Natividad entlang; selten hat eine alte, fette Oma sich mit so viel Lust unbekleidet knipsen lassen.
United Trash hat dabei mehr von Russ Meyer übernommen als nur die vollbusige, heute immer noch gewaltige Hauptdarstellerin. Ein Adolf Hitler kommt ebenso vor wie die - nun ja: Erzählweise teilweise imitiert wird. Da ein Großteil des Films in Englisch gedreht wurde, nervt zusätzlich noch ein Voice Over, weshalb Bild, Ton, Dramaturgie und Schnitt allesamt im Chaos versinken. Und falls er einmal mehr sagen wollte als "Dem Unschuldigen ist eh alles Trash", ist das spätestens im Schneideraum verlorengegangen.
Falls da ein falscher Eindruck entsteht: Das schlimmste an diesem Machwerk ist, daß es gottserbärmlich langweilig und letztlich humorlos ist: das andauernde Lachen über die Wirklichkeit und andere Kino-Genres nimmt sich nämlich toternst.
Dieser Film ist nicht schräg, der fällt schon um.

Victor Lachner

Am 18./20./24-27. im Cuba