THE TRANSPORTER

Ärger mit Frauen

Ein solider Action-Film aus dem Hause Besson

Frank Martin (Jason Stratham) ist ein Mann, der keine Fragen stellt. In seinem schwarzen BMW transportiert er alles und jeden diskret und zuverlässig durchs beschauliche Südfrankreich. Maße und Gewicht - mehr interessiert ihn nicht an der Ladung seiner durchweg kriminellen Kundschaft. Wenn statt der vereinbarten drei Bankräuber vier einsteigen, fliegt einer wieder raus. Regel ist Regel. So ist das nun mal mit Frank. Eine andere Regel lautet: "Schau niemals ins Paket" - auch wenn es zappelt und schreit und aus dem schwarzen Sack eine hübsche Chinesin (Shu Qi) lugt. Der Verstoß gegen die eigenen Vorschriften bringt dem coolen Kurier eine Menge Ärger ein. Davon - von dem Ärger und nichts anderem - handelt The Transporter, der neue Euro-Action-Film aus dem Hause Luc Besson.

Besson (Das fünfte Element) ist der Frontmann des französischen Kinos, der sich mit dem Heldenmut eines Gladiatoren gegen das Hegemonialstreben Hollywoods stellt. Nachdem er als Drehbuchautor und Produzent mit den Taxi-Filmen nicht nur einheimische Genreliebhabern an die Kinokasse lockte, versucht er nun, mit einer Euro-Asia-Connection auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen. Neben der taiwanesischen Leinwandikone Shu Qi hat Besson sich mit Cory Yuen einen erfahrenen Kampfkunst-Choreographen als Co-Regisseur ins Boot geholt. Die Investition hat sich gelohnt. Denn die Nahkampfgefechte sind deutlich fantasievoller ausgefallen, als zum Beispiel die Handlung. Ganz zu schweigen von den Dialogen, mit denen die Actionszenen behelfsmäßig aneinandergeklebt werden. The Transporter ist einer der Filme, in denen der Held sagt "Es ist ruhig. Zu ruhig" - und kurz danach eine Cruise Missile die Mittelmeer-Residenz des ehemaligen Elitesoldaten in Schutt und Asche legt. Das verblüffende an der Sache: aus Jason Strathams Mund klingen selbst die dusseligsten Drehbuchzeilen glaubwürdig. Wenn der Mann die Stirn in Falten legt und seinen seitlichen Blinzelblick in den Raum wirft, können überbezahlte Laiendarsteller wie Vin Diesel (XXX) auf jeden Fall einpacken. Sogar in den Kampfsequenzen macht Stratham, der durch den britischen Kultgangsterfilm Bube, Dame, König, Gras bekannt wurde, eine gute Figur - besonders wenn er von oben bis unten mit Altöl bekleckert der feindlichen Übermacht trotzt.

Wer einem Action-Kinoabend gerne mit ein wenig Ironie entgegentritt, wird in The Transporter auf niedrigem Niveau gut unterhalten. Wer das Genre allzu ernst nimmt, stellt sich besser an einer anderen Kasse an.

Martin Schwickert

F/USA 2002 R: Louis Leterrier, Cory Yuen B: Luc Besson, Robert Mark Kamen K: Pierre Morel D: Jason Stratham, Shu Qi, Matt Schulze