»HELDEN IN TIROL« Müllers Alm
Nikki List ist wieder lustig Als in den 70ern der Heimatfilm eine lustige Beziehung mit dem Sexfilm einging und zur flotten Dreierverschmelzung den Klamauk hinzubat, als unter Dirndln mehr gejodelt wurde als auf friedlichen Bergkuppen, und als die Schwedinnen in Oberbayern einfielen, da hatte es mit dem ewigen Gesang der Wälder ein rüdes Ende. Die Schwarzwaldmelodien verstummten zugunsten eines D-Mark-schweren Brummens. Als auch das ausklang, ward es gänzlich aus mit unserem klassischen Heimatfilm - wo ist er bloß geblieben? Wo hat er sich versteckt? Wahrscheinlich in der Beziehungskomödie. Antworten wie diese interessieren Niki List nicht. Er treibt lustvoll die Qualen eines siechenden Genres in die Höhe. In seiner parodistischen UnverschÄmtheit singen die kasperhaften Figuren unverhohlen schlecht zu schwieligem Alpenrock selbstgedichtete Lieder und schaffen ein atemberaubendes Subgenre: das Heimat-Trashical. Helden in Tirol vereint Elemente der Genreparodie mit Überhöhten Musicalextrakten und zwei Prisen Gotteslästerung - alles in allem eine gewagte Mixtur, die streckenweise glänzend aufgeht, aber andernorts böse Stirnklatscher provoziert. Niki List und sein Hauptdarsteller Christian Schmidt landeten 1985 mit einem Ähnlichen Konzept einen Hit. Müllers Büro trieb die Genrekarikatur jedoch weiter, als es List nun mit dem Heimat(sex)film gelingt. Das größte Kompliment aber gebührt der seit langem zartesten Versuchung (um bei der Alpenmetapher zu bleiben) Elke Winkens und Christian Schmidt, dem wiedergeborenen Jung-Trenker - allein das lohnt!
Oliver Baumgarten
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