»TANGO GEFÄLLIG?« Gigolos mit Bruchband
Lemmon & Matthau auf dem Traumschiff. Das Ungleiche Paar wird nicht mehr im Extrablatt erscheinen, dennoch treten Matthau und Lemmon in den 90ern immer wieder gemeinsam auf, seit das Verrückte Paar auf der Balzjagd nach Sophia Loren die Bruchbänder strammer ziehen mußte (ihren Auftritt in JFK mal außen vor gelassen), ist es offensichtlich: Eine Kinolegende wird bis zum letzten Tropfen gemolken. Und in Tango gefällig zeigen sich die ersten roten Schlieren. Charlie ist passionierter Pferdewetter, Herb trauert seit Jahren seiner verstorbenen Frau nach. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, bucht Charlie eine Kreuzfahrt durch den Golf von Mexiko. Es stellt sich allerdings schnell heraus, daß sie keine Passagiere im eigentlichen Sinne sind, sondern sich während der Reise vielmehr als Eintänzer verdingen müssen. Herb hat partout keine Lust, mit fremden Frauen in den Clinch zu gehen und zieht ein langes Gesicht, Charlie macht es sich einfach und schützt einen verstauchten Knöchel vor. Daß er nicht unbedingt an Bord ist, um zu tanzen, wird klar, als er die attraktive Millionärin Liz ins Visier nimmt. Um Kontakt zu geldschweren Leuten herzustellen, müsste man allerdings selbst einer sein... Die Rollenverteilung liegt auf der Hand, zwei großartige Komiker in einer Imitation ihrer selbst, und wie die Geschichte sich entwickeln wird, ist auch kein großes Rätsel. Allein, die üblichen Verwicklungen sind allenfalls Hintergrund für ausgelutschte Situationskomik, der Witz hangelt sich müde von einer Sequenz zur nächsten. Zu berechnet scheint ihre Frequenz, zu saftlos sind die Dialoge, um tatsächlich noch Spaß zu machen. Den hat weder der Zuschauer noch das hochgeschätzte Duo. Ihre Charaktere sind Konfektionsware, passen zwar, aber sitzen nicht gut. Um das Übel perfekt zu machen, castete man für den Part des Antagonisten Brent Spiner. Und daß der einen Mangel an komödiantischem Talent hat, war spätestens nach dem Gebrauch eines schlecht konzipierten Gefühls-Chip klar. Data als Chef der bordeigenen Gigolo-Gang, singend und Rumba-tanzend, ist weder witzig noch trashig, sondern schlichtweg eine Fehlbesetzung. Aber eine mit einem augenscheinlich ziemlich guten Vertrag; er hat mehr Nahaufnahmen als das Schiff Totalen, und das sind nicht wenige. Überhaupt hat der Streifen eher Fernsehseriencharakter, und sicherlich findet man die Story, wenn man denn suchen möchte, in irgendeiner Traumschiff-Folge. Kino ist etwas anderes.
Björn Marquardt
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