TAL DER WÖLFE 2 - MURO Über die Brück' Türkisches Schenkel- und Sprücheklopfen Ein Mann wird aus dem Knast entlassen. Sorgfältig nimmt er Porträts von Lenin und Marx, in dieser Reihenfolge, von der Wand, und das Kino brüllt vor Lachen. Weil wir in Istanbul sind. Mitten in der zweiten Kinoverlängerung der dortigen Kult-Serie Tal der Wölfe . In der macht sich meist ein schnieker Geheimdienstmann zum Helden, weil er allerlei untürkische Umtriebe bekämpft, oder Amerika beleidigt wie im ersten Kino-Film. Das war ein politisch unkorrekter Action-Knaller, der hemmungslos anti-kapitalistische, anti-semitische und anti-kurdische Vorurteile bediente. Als Gegenpart tauchte in den letzten TV-Folgen ein rumpeliger Kurde auf, der permanent vom Kampf der unterdrückten Werktätigen faselt und eine Art Beppone des Linksislam abgibt. Dieser Muro kommt nun im zweiten Kino-Film, der eine Komödien-Klamotte ist, mit einem Gefährten aus dem Gefängnis frei. Beide eilen in ihr heimatliches Bergdorf und wollen dort heiraten und der Weltrevolution neue Anhänger zeugen. Allerdings haben geschäftstüchtige Genossen die beiden längst gegen Geld als Scheinehemänner an russische Prostituierte verkauft. Also geht es zurück ins quirlige Istanbul und dort immer hin und her über die Bosporus-Brücke, um die Damen zu finden und zur Scheidung zu bewegen. Dabei geraten die beiden Kämpfer von einer dummen Traufe in die nächste, prügeln sich ein bisschen mit der Unterwelt, fangen sich zwei andere Prostituierte ein und machen sich und die Bewegung nachhaltig zum Trottel. Hin und wieder gibt es einen Hauch von Tragik, etwa weil Muro vor Jahren eine Frau für die Parteiarbeit verließ, oder weil er nun ihren Mann erschießt und sie wieder verlässt, damit keiner sagt, der große Revolutionär habe das bloß wegen bürgerlicher Liebe getan. Dass er in Wahrheit nur Platzpatronen hatte, verfudelt das Drehbuch völlig, wie auch sonst der Film nicht durch inszenatorisches Geschick auffällt. Meist holpert er von einer ruppigen Albernheit zur nächsten, gießt heißen Kaffe auf's Gemächt oder freut sich länglich an ideologischen Gewissenbissen, wenn Muro mal eine Jeans, eine Ausbeuterhose anziehen muss. Und es gibt Sprachwitze, die man den deutschen Untertiteln nicht anmerkt, aber dem völlig ausrastenden türkischsprachigen Publikum. Man sollte einen Übersetzer mit ins Kino nehmen. Und der sollte auch kurdisch können. Wing Muro - Nalet Olsun Icimdeki Insan Sevgisine. T 2008. R: Zübeyr Sasmaz B: Cüneyt Aysan, Bahadir Özdener, Raci Sasmaz K: Selahattin Sancakli D: Mustafa Üstündag, Sefik Onatoglu, Selim Erdogan
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