SYRIANA
Jihad ums Öl Ein kluger Terrorismus-Thriller mit StarbesetzungLaut dem ehemaligen CIA-Chef James Woolsey besteht der Unterschied zwischen dem Kalten Krieg und dem "War on Terrorism" darin, dass die USA die Waffen ihrer Gegner im Kalten Krieg nicht mitfinanzierten. Syriana führt diesen Gedankengang weiter. Mit mehreren, scheinbar nicht miteinander verbundenen Geschichten, webt Oscargewinner Stephen Gaghan (bestes Drehbuch für Traffic) ein dichtes Netz um das Thema Öl.
Ein junger Banker (Matt Damon) verliert bei einem Unfall seinen sechsjährigen Sohn und nutzt die Tragödie, um Einfluss auf einen saudischen Prinzen und dessen Königreich zu nehmen. Ein armer Pakistani gerät unter den Einfluss eines weisen, fast zu sympathischen religiösen Führers. Ein CIA-Agent (George Clooney) muss sich wegen einer misslungenen Operation verantworten und findet sich deshalb auf allen möglichen Abschusslisten wieder. Und im Hintergrund droht die Fusion zweier Ölkonzerne, die, nach juristischen Gesichtspunkten, nie genehmigt werden dürfte, jedoch so vorteilhaft für alle Beteiligten ist, dass ihr Gelingen sicher ist.
Gaghan verbindet all diese Punkte meisterhaft miteinander und schuf einen der brillantesten, zynischsten und ambitioniertesten Filme. Dafür verlangt er seinem Publikum aber auch ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Geduld ab. Während die Erzählebenen von Soderberghs Traffic noch farblich unterschiedlich gestaltet und so klar zu unterscheiden waren, gibt uns Stephen Gaghan in Syriana keine so deutliche Hilfe. Ihm geht es um die Zusammenhänge zwischen mächtigen Ölfirmen, arabischen Emiraten, dem CIA, Politikern und armen pakistanischen Gastarbeitern - Verbindungen, die er zwar nie klar aufzeigen kann, deren Existenz sich aber durch den Film zieht wie ein dichter Nebel von Macht und Korruption.
Dieses Netzt der Intrigen wird so dicht gesponnen, dass man kaum noch glaubt, die einzelnen Geschichten würden noch sinnvoll zusammenwachsen. Wenn sie dies dann in den letzten Minuten dann doch tun, könnte man fast ein befriedigendes Gefühl verspüren. Wäre das Bild, das sich ergibt, nicht so trostlos, erschütternd und vor allem realistisch.
Karsten Kastelan
USA 2005 R: Stephen Gaghan. R&B: Stephen Gaghan. K: Robert Elswit. D: George Clooney, Jeffrey Wright, Matt Damon, Alexander Siddig, Chris Cooper, Christopher Plummer, Amanda Peet, William Hurt
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