Die unerschütterliche Liebe der Suzanne Mit ganzem Herzen Das unaufgeregte Portrait einer aufregenden Frau Es ist der Mut zur Lücke, der diese Erzählung antreibt und dem Film eine ganz eigene Dynamik gibt. Zentrale Ereignisse bleiben zwischen Zeitsprüngen und Schnitten verborgen. Nur durch die Konsequenzen, die sich für die Figuren ergeben, wird das Geschehene sichtbar. Dennoch ist daraus weder eine holprige Stop-and-Go-Dramaturgie, noch ein selbstverliebtes Kunstkinostück entstanden, sondern ein Film, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Über einen Zeitraum von 25 Jahren folgen wir dem wechselhaften Lebensweg der Titelfigur. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Maria (Adèle Haenel) wächst Suzanne nach dem Tod der Mutter beim Vater (François Damiens) auf, der sich liebevoll um seine Töchter kümmert. Auch als Suzanne (Sara Forestier) mit 17 schwanger wird, bringt das die Stabilität der familiären Beziehungen nicht aus der Balance. Aber dann verliebt sich die junge Mutter Hals über Kopf in den Kleinkriminellen Julien (Paul Hamy), brennt mit ihm nach Marseille durch und lässt ihren kleinen Sohn zurück. Und wieder macht die Geschichte einen Sprung nach vorne und zeigt Suzanne im Gefängnis und vor Gericht, das sie zu fünf Jahren Haft verurteilt. Auch als sie ihre Zeit abgesessen hat, ihr Sohn Charly mittlerweile bei einer Pflegefamilie lebt, lässt sie die Liebe zu Julien nicht los. Suzanne ist eine Frau, die mit einer Unbedingtheit liebt, die keine Rücksicht auf sich und andere zulässt, worin vielleicht auch der Liebeverlust durch den Tod der Mutter kompensiert wird. Gleichzeitig trägt die junge Frau mit einer starken inneren Kraft die zerstörerischen Konsequenzen ihres Tuns. Katell Quillévéré weigert sich die Figur zu psychologisieren, sondern definiert sie vornehmlich durch ihre Handlungen, die sie über den Zeitraum eines Vierteljahrhunderts reifen lassen. Ihr Unglück wird auch nicht als unmittelbare Konsequenz der sozialen Verhältnisse gezeigt, sondern als Folge von persönlichen Entscheidungen, die Suzanne mit entschlossener Klarheit trifft. Sara Forestier spielt die emotionalen Nuancen ihrer Figur mit großer Überzeugungskraft und ohne Tour-de-Force-Ambitionen aus. Der Film blickt auf das wechselhafte Schicksal seiner unsteten Heldin mit einer Mischung aus Nüchternheit und Empathie, die vollkommen unangestrengt sozialen Realismus mit großem Liebesdrama verschmelzen lässt. Martin Schwickert Suzanne F 2013 R&B: Katell Quillévéré K: Tom Harari D: Sara Forestier, Adèle Haenel, François Damiens. 94 Min.
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