»STUDIO 54« Abhotten im Club
Der Petersdom der Disko-Szene stand in New York: das »Studio 54« Sodom und Gomorrah", hätte Else Kling gesagt."Das wird hier dem vorchristlichen Rom von Nacht zu Nacht ähnlicher", sagte der US-Senator John Warner. Gemeint ist das Studio 54 in New York. Zu Beginn der Discowelle in den siebziger Jahren war der Club das Mekka aller Nachtschwärmer. So liest sich die Liste der Dauergäste auch als eine Auflistung aller Persönlichkeiten der Pop-Welt: u.a. Mick und Bianca Jagger, Karl Lagerfeld, Salvador Dali, Truman Capote, Liza Minelli und natürlich Andy Warhol. Jeden Samstagabend drängelten sich Normal-Sterbliche in wilden Kostümen vor den Pforten der Disco in der Hoffnung, hereingelassen zu werden. Was dem Katholiken eine Messe mit dem Pabst, war für den Discofreak ein Abend im Studio 54 . Shane O`Shea (Ryan Phillipe), ein hübscher Junge aus einem New Yorker Vorort, hat eines Abends Glück und wird aus der Menge auserwählt. Von nun an darf er in "heißen Höschen" Gläser einsammeln, Champagner nachfüllen oder bei Gelegenheit seinem Chef einen blasen. Schnell ist Shane von der Glitzerwelt fasziniert und steigt zum Barmann auf. Doch der menschliche Preis für den Eintritt in die High Society ist hoch.Mark Christophers Erstlingswerk ist ein Volltreffer, weil er die Künstlichkeit der Discowelt inszeniert wie die Echtheit eines Gefühlsrausches, der durch Ecstasy ausgelöst wird. Trotzdem war das Studio 54 in gewisser Weise ein modischer Trendsetter, wie es zu Zeiten der Beatles der Star Club war. Doch nichts ist schneller vergänglich als der Ruhm in der Popindustrie.
Martin Fritsch
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