Stromberg

Papas Fest

Deutschlands dreistester Abteilungsleiter kommt ins Kino

Stromberg gehört zu den erfolgreichsten Serien der jüngeren deutschen Fernsehgeschichte. Inspiriert von Ricky Gervaisī BBC-Serie The Office traf die TV-Reihe um den Büroalltag in der Abteilung Schadensregulierung der Capitol-Versicherung mitten ins voyeuristische Herz des deutschen Fernsehpublikums, das sich vom "schlimmsten Chef aller Zeiten" (FAZ) in die Kunst des Fremdschämens einweisen ließ.

Fünf Staffeln, 46 Episoden, die mit bis zu zwei Millionen Zuschauern alle Quotenträume wahr werden ließen, ein Computerspiel und einen Grimme-Preis - da fehlte nur noch die Kinoversion.

Aber die ließ lange auf sich warten und musste schließlich durch die Fans mithilfe eines Crowd-Funding-Projektes co-finanziert werden. Nun kann man die Stirnglatze und den "Kinderschänderbart" von Christof Maria Herbst auch im großen Kinoformat bewundern.

Allerdings verlässt der Film die vertraute Umgebung der TV-Serie, die sich fest in den Räumlichkeiten des Versicherungskonzernes eingerichtet hatte. Schlimmer als das Büro ist nur noch eine Betriebsfeier - und schlimmer geht bei Stromberg bekanntlich immer. So lädt die "Capitol" ihre Mitarbeiter zum 50-jährigen Jubiläum in ein Wellness-Hotel in die Pampa.

Dabei gibt es eigentlich nichts zu feiern. Der Konzern steckt in der Krise, und die Gerüchte halten sich hartnäckig, dass Strombergs Abteilung abgewickelt werden soll. Da heißt es sich unentbehrlich machen in der Chefetage, um aus dem darwinistischen Kampf um den Arbeitsplatz siegreich hervorzugehen.

Zu viel Alkohol und Alleinunterhaltermusik lässt Regisseur Arne Feldhusen die vertrauten Charaktere noch einmal richtig aufeinander krachen und Deutschlands fiesesten Abteilungsleiter gekonnt zwischen Opportunismus und Renitenz changieren. Als Symbol des Aufstandes gegen das capitolistische Establishment,s ziert sein Konterfei in Che-Guevara-Optik sogar Demoplakate, und ganz am Ende gibt es eine kluge Pointe frei Haus.

Aber zwischen Saufgelage und Rebellion tut sich auch eine Menge dramaturgisches Brachland auf und der verwackelte Pseudo-Doku-Stil des TV-Formates fängt auf der großen Leinwand schon früh an zu nerven.

Als Abschiedsgeschenk für seine treuen Fans bedient Stromberg - der Film sicherlich alle Erwartungen, als Kinoereignis kann dieser letzte Aufguss allerdings nicht überzeugen.

Martin Schwickert

D 2014 R&B: Arne Feldhusen K: Johannes Imdahl D: Christoph Maria Herbst, Bjarne I. Mädel, Oliver K. Wnuk ;100 Min.