STAR WARS - EPISODE 4 - DIRECTORS CUT
Das war's?
Die Zukunft von gestern - mit der Macht der Mega-PerlsKrawumm. Der Todesstern zerplatzt am Ende - und im Weltraum hört man noch die Echos der Jubelschreie von damals. Und jede Menge Krach von heute. Auf der Tonspur und in der Begleitpresse. Sehr viel Lärm um fast nichts.
Krawumm. Die Leinwand protzt am Anfang mit einem Werbefilm für's Ohr - aber schon der Trailer für die nächsten beiden weltenbewegenden Ereignisse kommt optisch und akustisch so katastrophal blechern daher, daß man das Schlimmste fürchtet. Und doch nicht richtig glücklich damit wird, daß es ein bißchen besser kommt. Wenn auch nicht für's Auge.
Krawuusch. Der imperiale Sternenkreuzer schiebt sich knirschend über unsere Köpfe - und wir sehen seine Rücklichter, noch bevor uns einfällt, daß der monumentale Überflug des Bösen (mit filmgeschichtlichen Zitat-Folgen von Mel Brooks bis 2010) im Original viel endloser und begeisternd bedrückender wirkte. Dafür erscheint der Rest der Überarbeitung (4,5 Minuten mehr und 15 Millionen Dollar teurer als der ganze erste Krieg) langsamer, leerer - und vollegepfropfter zugleich. Außerdem lauter (schon das Original war eher eine Revolution im Sound als im Stil) - und unlauterer, was die Ideologie angeht.
Die Story kennt ja wohl jetzt jedes Kind - und nicht mal die bedenklichsten Feuilletons wagen es noch, ein "leider" anzufügen. Damals hielten manche den Sternenkrieg für ein faschistoides Machwerk und ein Kultur-Verbrechen, heute stehen selbst christlichste Zeitungen applaudierend stramm vor dem Markt-Erfolg. Damals war der Reiz für Geist und Gemüt die postmoderne Mischung (weit vor Erfindung der Postmoderne: ein Rummelplatz aus Ritterromantik, Riefenstahl-Ästhetik und einer frechen Frau) - der Kassenerfolg war einfach Zufall - und hunderte von Universitäts-Seminaren fanden staunend heraus, daß die Truppen des Bösen den weißen Hut aufhatten, daß die Guten weitgehend aus wenig strahlenden Trotteln bestanden, oder daß auf allen Seiten das Penis-Prinzip griff: jede handelnde Partei zerfällt, zuweilen sogar der Form nach, in ein undisziplinertes Geschlechtsteil (R2D2, Chewbaca, Darth Vader ...) und einen planenden Kopf (C3PO, Han Solo, Tarkin ...) ...
Heute interessieren sich alle nur noch dafür, ob es auch in 6-Kanal-Ton rummst, welcher Gimmick nun computergestützt in ein altes Bild eingeschmuggelt wurde und wo eigentlich plötzlich der Jugendfreund Luke Skywalkers herkommt. Aus der Meisterschaft des Originals, mit bewußter Naivität und begrenzten Mitteln galaktische Märchenhaftigkeiten zu realisieren - wurde die Handwerkerei der Special Edition, mit beinahe unbegrenzten Mitteln und besinnungslosem Kalkül bloß mehr von demselben herzustellen. Und damit weniger.
Damals zauberten die Cutter aus dem tricktechnisch noch limitierten Material eine echt virtuelle Raumschlacht im Auge des Betrachters - und schnitten Biggs Darklighter so aus der Handlung, daß er keinem fehlte. Heute klatschen die Digitalgraphiker hier noch ein plastikhaftes Walroß hin, da noch ein Glanzlicht auf die Sturmtruppen-Panzer, und dort mehr Astro-Dog-Fights als man sich vorstellen, geschweige denn mit Genuß sehen kann - aber vergessen ganz, daß man keinen Dialog-Satz einfügen darf, der sich auf Original-Material bezieht, das damals zwar gedreht wurde, aber auch heute noch nicht gezeigt wird. Damals waren die Special Effects der oscar-prämierte Quanten-Sprung eines jungen, wild innovativen Teams - heute sind die neuen nicht mal State of the Art für die etablierte Multi-Media-Firma, deren kreativste Köpfe eh längst was anderes machen. Damals - na gut, ich bin ja schon ruhig ...
Heute jedenfalls sollte sich die Special Edition nur ansehen, wer das Original kennt. Notfalls auch in der nur geputzten, aber nicht ausgebeulten und überlackierten Video-Edition vom letzten Jahr. Wer's aber nicht kennt, sollte sich beschweren. Immerhin ist es nur deshalb zur Special Edition gekommen, weil in keinem Film-Museum mehr eine kinotaugliche Kopie des echten Kriegs der Sterne aufzutreiben war. In diesem Sinne ist "Star Wars - 20 Jahre danach" doch wieder eine historische Revolution. Selbst der, inzwischen wieder, erfolgreichste Film aller Zeiten, wenn auch nicht inflationsbereinigt, ist nur noch "neu und verbessert" zu haben. Wie Waschmittel. Wiewohl die in Sachen Schaumbremse schon seit Jahren viel moderner sind.
WING
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